Angesichts der politischen Diskussion über das Bürgergeld, seine Erhöhung, über die Kindergrundsicherung, das Kindergeld usw usw drängt sich die Frage auf, ob der Deutsche Staat zu viel an Sozialleistungen zahlt. Zu Zeiten des Wirtschaftsturbos stellten sich diese Fragen nicht. Doch heute sieht es mit der Wirtschaft in Deutschland anders aus.
Eine neue Studie zeigt jedoch: Deutschland zahlt nicht zu viel an Sozialhilfe, Bürgergeld, Kindergeld oder Wohngeld. Lesen Sie hier die Einzelheiten!
Wachstumsprognose 2024 für deutsche Wirtschaft bei 0,2 Prozent
Gibt Deutschland mehr Geld für Sozialleistungen aus, als es sich leisten kann? Zu viel für Bürgergeld, Wohngeld, Kindergeld, Kindergrundsicherung ….???
Nach aktuellen Prognosen der Bundesregierung wird die deutsche Wirtschaft im Jahr 2024 ein sehr geringes Wachstum von 0,2 Prozent haben. Im vergangenen Jahr gab es sogar in eine Rezession. Hinzu kommt: der Haushalt des Bundes sieht nicht gut aus, es muss an allen Enden und Ecken gespart werden. Klar, dass dann die Diskussion darüber aufkommt, ob das Bürgergeld zu hoch ist, ob wir zu viel Sozialleistungen in Deutschland haben, ob sich unser Staat überhaupt noch seinen sozialen Teil finanzieren kann.
Kürzungen beim Bürgergeld und bei der Kindergrundsicherung vorgeschlagen
Was die CDU Opposition dazu sagt ist bekannt. Ihr Vorsitzender erklärte noch Ende letzten Jahres, dass es Kürzungen beim Bürgergeld und der Kindergrundsicherung geben müsse. „Es geht eben nicht mehr alles“, sagte Friedrich Merz.
Studie: Deutschlands Sozialausgaben sind nicht zu hoch
Nunmehr gibt es eine neue Studie des gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Das IMK hat untersucht, wie sich der deutsche Sozialstaat während der vergangenen Jahren entwickelt hat – also es der Wirtschaft gut ging. Außerdem wurde die Frage gesellt und beantwortet, ob die Entwicklung in der Vergangenheit zu einem unverhältnismäßig weitreichenden Sozialstaat geführt hat. Die Studie wurde von Sebastian Dullien und Katja Rietzler erstellt. Beide haben dafür Daten der Industrieländerorganisation OECD und der EU-Kommission untersucht.
Veränderungen bei den öffentlichen Sozialausgaben
Zunächst wurde von den Forschern hinterfragt, wie sich die öffentlichen Sozialausgaben in den vergangenen Jahren von 2002 bis 2022 verändert haben. Das Ergebnis: Die Ausgaben sind (unter Berücksichtigung der Inflation, um ca. 25 Prozent gestiegen.
Doch vergleicht man dass mit anderen Ländern, so liegt Deutschland verhältnismäßig weit hinten. Nur die Niederlande und Griechenland hatten einen geringeren Anstieg der Ausgaben im Sozialbereich. Sämtliche anderen, mit Deutschland vergleichbare Industrienationen, investierten mehr in den Sozialberich. Den Spitzenplatz belegte Neuseeland mit einem Anstieg von 136 Prozent. Die USA hatten über 80 Prozent gestiegene Sozialausgaben.
Sozialausgaben im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt
Vom IMK wurde auch das Verhältnis der Sozialausgaben zum Bruttoinlandsprodukt untersucht. Hier liegt Deutschland mit einem Anteil von gut einem Viertel im oberen Mittel der Länder.
Der Anteil der öffentlichen Ausgaben des deutschen Staates am Bruttoinlandsprodukt war vor der Corona-Zeit sogar niedriger als nach der Wiedervereinigung. Ausnahmen gab es 2020 wegen der Coronakrise und 2009 wegen der Finanzkriese.
Tabelle: Anteil der Sozialausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Land | Anteil staatliche Sozialausgaben am BIP (in %) |
Frankreich | 31,6 |
Italien | 30,1 |
Österreich | 29,4 |
Finnland | 29 |
Belgien | 29 |
Spanien | 28,1 |
Deutschland | 26,7 |
Dänemark | 26,2 |
Portugal | 24,6 |
Griechenland | 24,1 |
Schweden | 23,7 |
Island | 20,8 |
Norwegen | 20,7 |
Vereinigtes Königreich | 19,5 |
Kanada | 18,8 |
USA | 18,3 |
Niederlande | 17,6 |
Schweiz | 16,9 |
Die Tabelle zeigt, dass der Anteil der staatlichen Sozialausgaben am BIP in den verschiedenen Ländern stark variiert. Frankreich, Italien und Österreich haben die höchsten Werte, während die USA, die Niederlande und die Schweiz die niedrigsten Werte haben. Deutschland liegt im oberen Mittel.
Fazit: Im Vergleich zu anderen Ländern gibt Deutschland nicht unverhältnismäßig viel im sozialen Bereich aus!
Quelle
Sabine Martholt hat Recht und Journalismus studiert und fundierte Kenntnisse im Bereich des Sozialrechts und des Rentenrechts. Beide Rechtsgebiete sind gleichzeitig ihr Hobby, wie sie gern verrät. Bereits vor ihrem ersten Volontariat bei einer Zeitung hat sie sich dem Schreiben gewidmet. Die Entwicklung des Sozialrechts in Deutschland hat sie mit großer Aufmerksamkeit, manchmal aber auch mit Kopfschütteln verfolgt – wie sie selbst sagt. Sie schreibt seit vielen Jahren für unser Online-Magazin. Gute Recherche und die eigene Meinung – beides ist ihr wichtig.