Viele Menschen träumen davon, im Ruhestand unter Palmen zu leben. Tausende Deutsche haben diesen Traum bereits verwirklicht, indem sie nach Thailand gezogen sind und dort von ihren deutschen Ersparnissen leben. Sie genießen nicht nur ein kostengünstiges Leben mit Sonne, Strand und Meer, sondern auch die Tatsache, keine Steuern zahlen zu müssen.
Steuerparadies Thailand betroffen
Thailand war lange Zeit ein Steuerparadies für Rentner, aber seit dem 1. Januar 2024 gehört diese Ära der Vergangenheit an. Eine neue Interpretation des thailändischen Steuergesetzes besagt, dass Personen, die in Thailand steuerlich ansässig sind und Einkünfte aus dem Ausland erzielen, diese bei ihrer Rückführung nach Thailand versteuern müssen.
Dies gilt auch für thailändische Bürger, die Geld im Ausland haben, sowie für deutsche Rentner, die von ihren Ersparnissen und Einkünften aus Deutschland leben.
Nicht nur Rentner sind betroffen
Für Rentnerinnen und Rentner aus Deutschland ist dies eine extrem belastende Situation. Doch nicht nur Pensionäre sind betroffen. Dies stellt einen schwerwiegenden Einschnitt für alle dar, die nach Thailand ziehen und von ihren Ersparnissen sowie Einkünften aus dem Ausland leben.
Es ist ungewiss, wie viele Personen genau betroffen sind. Zum Ende des Jahres 2022 erhielten etwa 4.400 Rentner in Thailand, die deutsche Staatsbürger sind, Rentenzahlungen von der Deutschen Rentenversicherung. Nicht erfasst werden beispielsweise Personen im Ruhestand oder Personen, die weiterhin in Deutschland gemeldet sind.
Welche Vorteile haben Rentner, die in Thailand leben
- Lebenshaltungskosten: Einer der größten Vorteile für deutsche Rentner in Thailand sind die vergleichsweise niedrigen Lebenshaltungskosten. Mieten, Lebensmittel und Dienstleistungen sind häufig günstiger als in Deutschland. Dies kann das Budget schonen und zu einer höheren Lebensqualität beitragen.
- Klima: Thailand bietet ein tropisches Klima mit warmen Temperaturen das ganze Jahr über. Für Menschen, die kalte Winter und schlechtes Wetter meiden möchten, kann Thailand eine ideale Wahl sein.
- Lebensqualität: Viele Rentnerinnen und Rentner berichten von einer hohen Lebensqualität in Thailand. Die thailändische Kultur legt großen Wert auf Respekt gegenüber älteren Menschen, was zu einer sehr angenehmen Atmosphäre führen kann.
- Gesundheitsversorgung: In Thailand gibt es qualitativ hochwertige medizinische Einrichtungen, besonders in Großstädten und touristischen Zentren. Die Gesundheitsversorgung kann zu einem Bruchteil der Kosten vergleichbar mit der in Deutschland sein, wobei es wichtig ist, eine entsprechende Versicherung abzuschließen.
- Gemeinschaft: In Thailand gibt es eine aktive Expatriate-Gemeinschaft, einschließlich vieler deutscher Rentner. Dadurch findet man leicht Anschluss und kann sich auch im Ruhestand ein aktives soziales Leben aufbauen.
- Natur und Kultur: Thailand bietet eine faszinierende Kultur, atemberaubende Natur und historische Stätten. Rentnerinnen und Rentner können ihre Freizeit mit der Erkundung des Landes verbringen und gleichzeitig die thailändische Gastfreundschaft genießen.
Sorgenfrei in Thailand – das war einmal
Bislang existierte eine gesetzliche Steuerlücke, die es Rentnerinnen und Rentnern ermöglichte, weder dem deutschen noch dem thailändischen Finanzamt Steuern zu zahlen. Die einzige Voraussetzung war, dass sie sich mehr als 180 Tage im Jahr in Thailand aufhielten und somit als steuerpflichtige Personen in Thailand galten.
Und: Es war ihnen nicht erlaubt, ihre Einnahmen – wie beispielsweise Rentenzahlungen, Mieteinnahmen oder Kapitalerträge aus Deutschland – im gleichen Jahr nach Thailand zu transferieren, in dem die Zahlungen erfolgten. Wer also ein unbeschwertes und steuerfreies Leben im Land des Lächelns führen wollte, überwies sein Geld aus Deutschland erst im darauf folgenden Jahr.
Wer in Deutschland Steuern zahlt, ist nicht betroffen
Dieses Problem betrifft nicht Rentner und andere Personen aus Deutschland, die ihre Rente oder anderen Einkünfte in Deutschland versteuern, weil sie noch in Deutschland gemeldet sind.
Wer in Deutschland Steuern zahlt, muss das nicht zusätzlich in Thailand tun. Möglich macht das ein entsprechendes Doppelbesteuerungsabkommen.
Wenig Deutsche zahlen in Deutschland Steuern
Dies stellt jedoch die Ausnahme von der Regel dar: Es gibt nur wenige, die in Deutschland gemeldet sind und auch dort Steuern zahlen. Die Mehrheit sind andere. Wie zum Beispiel Klaus, der in der Provinz Pattani lebt. Er befürchtet, dass Thailand vom Steuerparadies zur Steuerhölle wird. Er vermutet, dass Senioren Thailand früher oder später verlassen könnten und in andere Länder ausweichen, wie zum Beispiel die Philippinen.
Es gibt viele Personen, die sich nicht öffentlich äußern möchten oder ihre Ängste nur anonym mitteilen. Sie fürchten, dass sie fälschlicherweise als Steuerhinterzieher angesehen werden könnten, Steuern nachzahlen müssten oder Schwierigkeiten bei der Verlängerung ihres Visums bekommen würden.
Thailand kündigt Änderung an
Um Ausländer, die Geld nach Thailand bringen, nicht abzuschrecken, hat die thailändische Finanzverwaltung ihre Besteuerungsregeln angepasst. Ab dem 1. Januar 2024 werden nur noch Einkünfte besteuert, die zu diesem Zeitpunkt erzielt und nach Thailand transferiert werden – also neue Einnahmen wie Mieten, Renten oder Gehälter. Alte Einkünfte sind von dieser Regelung ausgenommen. Das bedeutet, dass Gelder, die vor dem 1. Januar 2024 im Ausland erwirtschaftet wurden und nach Thailand überwiesen werden, weiterhin steuerfrei bleiben.
Unsicherheit bleibt
Eine Gewissheit besteht: die Unsicherheit. Sie ist erheblich. Wie wird die Steuerreform tatsächlich umgesetzt, angewendet und überwacht? Einige Rentner in Thailand äußern ihre Besorgnis über den zusätzlichen bürokratischen Aufwand einer thailändischen Steuererklärung mit ausländischen Einkommensnachweisen und übersetzten Dokumenten.
Ingo Kosick engagiert sich seit über 30 Jahren im Bereich des Sozialrechts und kann sich unbestreitbar als Experte in diesem Bereich bezeichnen. Er gehört zudem zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Für soziales Leben e.V. . In der Redaktion ist er der RvD und für Koordinationsaufgaben zuständig.
