Weihnachtsgeschenke 2024: Deutsche geben Rekordsumme aus – Bürgergeld-Empfänger bleiben außen vor

Weihnachten 2024 steht vor der Tür, und die Deutschen greifen tiefer in die Tasche als je zuvor. Doch nicht alle können sich diesen Luxus leisten.

Eine Frau mit Weihnachtsmütze hält ein Geschenk.
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Die Weihnachtszeit steht vor der Tür, und mit ihr die alljährliche Frage: Wie viel Geld werden die Deutschen dieses Jahr für Geschenke ausgeben? Die aktuellen Zahlen zeigen einen überraschenden Trend, der die anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten zu trotzen scheint. Gleichzeitig wirft dies ein Schlaglicht auf die Situation von Bürgergeld-Empfängern, für die das Fest der Liebe oft eine finanzielle Herausforderung darstellt.

Rekordausgaben trotz Krisenstimmung

Die jüngste Weihnachtsstudie der FOM Hochschule offenbart einen bemerkenswerten Anstieg der geplanten Ausgaben für Weihnachtsgeschenke. Im Jahr 2024 wollen die Deutschen durchschnittlich 533,20 Euro für Präsente ausgeben. Dies markiert einen neuen Höchststand und übertrifft den Vorjahreswert von 507,10 Euro deutlich.

Prof. Dr. Oliver Gansser, der wissenschaftliche Leiter der Studie, kommentiert diesen Trend: “Die kontinuierlich steigenden Ausgaben für Weihnachtsgeschenke zeigen deutlich, wie sich das Konsumverhalten der Deutschen in den letzten Jahren gewandelt hat – trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten bleibt Weihnachten ein Fest, bei dem nicht gespart wird”.


Generationen- und einkommensabhängige Unterschiede

Interessanterweise variieren die Ausgaben stark je nach Altersgruppe und Einkommensklasse. Die Generation Silent (79 bis 99 Jahre) plant mit durchschnittlich 692 Euro die höchsten Ausgaben, während die Generation Z (12 bis 27 Jahre) mit 269 Euro deutlich sparsamer ist.

Noch deutlicher fallen die Unterschiede bei den Einkommensgruppen aus. Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen von über 6.000 Euro investieren durchschnittlich 1.077 Euro in Weihnachtsgeschenke – fast doppelt so viel wie der nationale Durchschnitt. Im Gegensatz dazu liegen die Ausgaben in Haushalten mit einem Einkommen unter 2.000 Euro bei lediglich 301 Euro.

Beliebteste Geschenke und Einkaufsverhalten

Bücher bleiben mit 49% der Nennungen das beliebteste Weihnachtsgeschenk, gefolgt von Kleidung, Schuhen und Accessoires (46%). Interessanterweise werden für Smartphones (144 Euro), Reisen und Freizeitaktivitäten (142 Euro) sowie Schmuck und Uhren (127 Euro) die höchsten Beträge ausgegeben.

Beim Einkaufsverhalten zeigt sich ein ausgewogenes Bild zwischen Online- und stationärem Handel. Während 65% der Deutschen den stationären Handel nutzen, kaufen 64% ihre Geschenke online. Hier offenbart sich eine deutliche Generationenkluft: 84% der Generation Z shoppen online, während 80% der Boomer und der Silent Generation den stationären Handel bevorzugen.


Die Realität für Bürgergeld-Empfänger

Während viele Deutsche ihre Ausgaben für Weihnachtsgeschenke steigern, sieht die Situation für Bürgergeld Empfänger ganz anders aus. Mit einem monatlichen Regelsatz, der kaum die Grundbedürfnisse deckt, bleibt für Geschenke oft wenig bis gar kein Spielraum.

Für Bürgergeld-Empfänger gilt: Geldgeschenke über 50 Euro, die nicht zweckgebunden sind, können vom Jobcenter angerechnet werden. Dies bedeutet, dass großzügige finanzielle Zuwendungen von Freunden oder Familie zu Weihnachten potenziell zu einer Kürzung der Leistungen führen können.

Eine positive Ausnahme gibt es jedoch für Kinder von Bürgergeld-Empfängern. Das Bundessozialgericht hat entschieden, dass Geldgeschenke an Kinder nicht angerechnet werden dürfen. “Beim Bürgergeld werden kleinere Geldgeschenke an Minderjährige nach wie vor nicht angerechnet. Das gilt insbesondere für kleinere Geld- und Sachgeschenke zu Weihnachten oder Geburtstag sowie kleinere Taschengelder”, erklärt ein Sprecher des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.

Initiativen zur Unterstützung

Angesichts dieser Diskrepanz zwischen den durchschnittlichen Ausgaben und den Möglichkeiten von Bürgergeld-Empfängern haben sich verschiedene Initiativen gebildet, um Betroffene zu unterstützen. Ein Beispiel ist der Weihnachtsbonus des Vereins Sanktionsfrei. Im Jahr 2024 konnten durch Spenden 68.000 Euro gesammelt werden, um 454 Menschen mit jeweils 150 Euro zu unterstützen.

Diese Aktion zeigt, dass es in der Gesellschaft ein Bewusstsein für die schwierige Situation von Bürgergeld-Empfängern gibt. “Mit ihrer Hilfe beweisen die Spender, dass sie Leistungsempfänger und ihre Sorgen ernst nehmen. Jeder sieht und spürt, dass alles teurer wird”, heißt es in einem Bericht über die Aktion.


Fazit: Weihnachten als Spiegel gesellschaftlicher Ungleichheit

Die Diskrepanz zwischen den Rekordausgaben der Durchschnittsbevölkerung und den begrenzten Möglichkeiten von Bürgergeld-Empfängern verdeutlicht die wachsende soziale Ungleichheit in Deutschland. Während viele Menschen ihre Ausgaben für Weihnachtsgeschenke steigern können, bleibt für andere das Fest der Liebe eine Zeit finanzieller Sorgen und Einschränkungen.

Es ist wichtig, dass diese Realität in der öffentlichen Diskussion nicht aus den Augen verloren wird. Initiativen wie der Weihnachtsbonus von Sanktionsfrei sind lobenswert, können aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Langfristig bedarf es struktureller Lösungen, um allen Menschen in Deutschland eine würdige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, einschließlich der Weihnachtszeit, zu ermöglichen.

Die Weihnachtszeit sollte eine Zeit der Freude und des Zusammenhalts für alle sein, unabhängig vom Einkommen oder sozialen Status. Vielleicht kann die Diskussion um Weihnachtsausgaben ein Anstoß sein, um über gerechtere Verteilung und soziale Teilhabe in unserer Gesellschaft nachzudenken – nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern das ganze Jahr über.