Wird der Vermittlungsvorrang erst Mitte 2023 abgeschafft?

  • Hallo Ihr Lieben :) !

    Ich habe vor ein paar Wochen Mal gelesen, der Vermittlungsvorrang des ALG II würde im Rahmen des Bürgergeldes zwar abgeschafft werden, aber erst irgendwann Mitte 2023. Leider kann ich die Quelle nicht mehr rekonstruieren; könnte aber sogar die Tagesschau-Seite gewesen sein.

    Stimmt das so? Und falls ja: Wann ganz genau endet die Regelung denn dann?

    Vielen Dank :) !

    "Die Demokratie ist ein beschissenes System, aber ich kenne kein besseres."

    - Sir Winston Churchill

    "Logik ist der Anfang aller Weisheit, nicht das Ende, Valeris."

    -Mister Spock

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke, das wurde in der Presse überbewertet.

    § 3 Satz 3 SGB II soll lauten:

    Zitat

    3Vorrangig sollen Leistungen erbracht werden, die die unmittelbare Aufnahme einer Ausbildung oder Erwerbstätigkeit ermöglichen, es sei denn, eine andere Leistung ist für die dauerhafte Eingliederung erforderlich. 4Von der Erforderlichkeit für die dauerhafte Eingliederung ist insbesondere auszugehen, wenn leistungsberechtigte Personen ohne Berufsabschluss Leistungen zur Unterstützung der Aufnahme einer Ausbildung nach diesem Buch, dem Dritten Buch oder auf anderer rechtlicher Grundlage erhalten oder an einer nach § 16 Absatz 1 Satz 2 Nummer 4 in Verbindung mit § 81 des Dritten Buches zu fördernden beruflichen Weiterbildung teilnehmen oder voraussichtlich teilnehmen werden.


    Wenn du also nicht zum Personenkreis derer gehörst, die für eine dauerhafte Eingliederung erst irgendeine Maßnahme brauchen, hat die unmittelbare Aufnahme einer Arbeit weiterhin Vorrang.

    Es ist nicht nötig (und noch dazu regelwidrig!), mir eine PN zu schreiben, weil eine Verwarnung erfolgte, ein Beitrag oder Thread gelöscht oder ein Thread geschlossen wurde. Wenn dies geschah, hatte es einen entsprechenden Grund. Ich verweise insoweit auf die Regeln des Forums: Forenregeln.

  • Danke Dir erstmal.

    Leider kann ich das praktisch für mich ganz schwer einordnen. Bzw., eigentlich kann ich es schon, aber was wird der Staat im zweifel daraus machen? Ich bin studierter Historiker, Abschluss Bachelor of Arts (also KEIN Master) und wurde vor zwei Jahren coronabedingt gekündigt. Leute wie ich finden nur noch im Niedriglohnsektor Arbeit. Letzteres lässt Deine Antwort auf mich wenig rosig erscheinen.

    Soll heißen, ich muss mich mit dem Gedanken anfreunden, dass sich für mich in dem Punkt quasi gar nichts ändert? Ich bitte um schonungslose Ehrlichkeit...

    Danke :) !

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    - Sir Winston Churchill

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    -Mister Spock

    • Offizieller Beitrag

    Was sind denn deine Pläne? Welche Fortbildung/Maßnahme würde dir helfen? Was hast du mit deinem Vermittler schon abgesprochen, was in den letzten 2 Jahren gemacht?

    Anscheinend hast du es doch bis jetzt erfolgreich geschafft, dich vor dem Niedriglohnsektor zu drücken?

    Studium ist doch schonmal prima. Bewirb dich im Öffentlichen Dienst, die nehmen doch derzeit alles, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist, danach aussieht, einen IQ über 80 zu haben. Allein in der Agentur für Arbeit und den Jobcentern sind wahrscheinlich mehr Quereinsteiger als direkt im ÖD ausgebildete.

    Oder Quereinsteiger als Lehrer. Findest du wahrscheinlich auch in fast jedem Bundesland Angebote.

    Es ist nicht nötig (und noch dazu regelwidrig!), mir eine PN zu schreiben, weil eine Verwarnung erfolgte, ein Beitrag oder Thread gelöscht oder ein Thread geschlossen wurde. Wenn dies geschah, hatte es einen entsprechenden Grund. Ich verweise insoweit auf die Regeln des Forums: Forenregeln.

  • Bewirb dich im Öffentlichen Dienst, die nehmen doch derzeit alles, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist, danach aussieht, einen IQ über 80 zu haben.

    Auch unabhängig vom Inhalt des Abschlusses? Die Frage ist komplett ernst gemeint und keineswegs zynisch, bitte nicht falsch verstehen. Ich habe ja kein Verwaltungsrecht studiert oder Ähnliches, sondern Geschichte. Eine Bekannte von mir arbeitet bei einem Landratsamt, klagt auch dauerhaft über den massiven Fachkräftemangel, betont aber zugleich, ohne Abschluss in einem der einschlägigen Studienfächer könnte man dort nicht angestellt werden. Keine Ahnung, ob sich das auf die Arbeitsämter und Jobcenter umlegen lässt. Es müsste ja ein geordnetes Einlernprogramm geben für Leute wie mich.

    Lehrer kenne ich mehrere privat; das möchte ich nicht werden. Die Gründe wären ein eigenes Forum wert, zumal ich früher mal im Bereich der professionalisierten Nachhilfe gearbeitet habe und quasi auch die andere Seite kenne. Bitte einfach akzeptieren - manches sollte man lassen. Das ist kein Geld der Welt wert und ganz sicher kein Job mit viel Ferien, wie es manchmal heißt.

    Die letzten zwei Jahre waren gefühlt chaotisch, weil ich, so ehrlich muss und will ich sein, ein sturer Mensch bin. Ich bin als Akademiker am Anfang meiner Berufslaufbahn unverschuldet arbeitslos geworden und wollte weit über ein Jahr nicht den geringsten Knick im Lebenslauf hinnehmen. Nicht den geringsten. Ergo habe ich nach längerer Orientierungslosigkeit, Depression etc. versucht, nochmals ein duales Studium bei einer privaten Hochschule auf die Beine zu stellen (soziale Arbeit), was eigentlich interessant gewesen wäre. Warum das nicht geklappt hat, ist kein Forum, aber mindestens mal einen Thread wert. Ich führe es aber natürlich gerne aus, falls wichtig.

    Aktuell ist der Vermittlungsvorrang insofern für mich von Bedeutung, als ein größeres Jobangebot in Aussicht steht, der weg dorthin sich aber über einen mehrstufigen Prozess zieht. Der dauert Monate. Zwischenzeitlich will ich aber nicht zwangsvermittelt werden (siehe Sturheit), daher meine Frage.

    Die übrigens nicht beantwortet wurde, oder zumindest nur sehr leise ;) .

    P.S.: Ich weiß, dass meine Ansprüche vergleichsweise hoch wirken mögen. Vielleicht - kommt auf die lesende Person an. Niemand gibt gern seinen Lebensstandard und seine Träume auf, soviel ist mir klar geworden. Und ich sehe mich auch als Systemkritiker, etwas weiter gefasst. Aber das ist hier ja kein Politforum.

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    -Mister Spock

    • Offizieller Beitrag

    Natürlich meine ich das ernst. Mein Kollege mir gegenüber (Rechtsbehelfsstelle Jobcenter) ist Bauingenieur. Viele sind Sozialpädagogen. Das Verwaltungsrecht lässt sich erlernen, wenn man das will.

    Es ist nicht nötig (und noch dazu regelwidrig!), mir eine PN zu schreiben, weil eine Verwarnung erfolgte, ein Beitrag oder Thread gelöscht oder ein Thread geschlossen wurde. Wenn dies geschah, hatte es einen entsprechenden Grund. Ich verweise insoweit auf die Regeln des Forums: Forenregeln.

  • Unter welchen Bezeichnungen laufen solche Jobs denn für gewöhnlich? Dumme Frage wahrscheinlich aus Deiner Sicht. Ist halt nicht meine bisherige Welt. Und auf irgendetwas bewirbt man sich ja...

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    -Mister Spock

  • Dankeschön, das hilft schon mal :) !

    Was ich trotzdem noch immer nicht ganz greifen kann, ist, wie ich da jetzt einen Fuß in die Tür kriegen soll? Dieses Problem begegnet mir übrigens nicht nur im ÖD, sondern auch auf dem privaten Arbeitsmarkt, die Frage ist also ziemlich wichtig für mich. Ich habe als Geisteswissenschaftler keine "Hard Skills" im Sinne von Wissen über Rechtswesen, Programmierung oder Ähnliches. Die Jobs, in denen ich und Menschen wie ich von Tag eins an produktiv sein konnten - Verlagswesen, Journalismus und quasi der ganze Kulturbereich - sind während meiner Studienzeit weggeschmolzen und finden heute entweder online statt (dann kostenlos) oder liegen im Niedriglohnbereich auf Projektbasis.

    Ergo:

    Man muss mich einlernen. Klar, ich kann mir jetzt auch ein Buch über Verwaltungsrecht kaufen und bin damit und mit ein paar guten Youtube-Playlists nach einem Vierteljahr vielleicht besser als mancher Masterand - oder auch nicht. Punkt ist doch: Wir sind in Deutschland. Ich brauche irgendeinen Zettel, auf dem steht, dass ich das kann. Ohne den komme ich auch auf Interamt nicht weiter, wenn die dortigen Angebote im Gros so aussehen wie das, was ich auf die Schnelle gesehen habe.

    Wie löse ich dieses Problem? Ich kann nicht nochmal studieren oder eine Ausbildung anfangen. Mir fehlen Geld, Zeit, Motivation und mein Lebenslauf sieht schlimm genug aus. Ich will einfach eine Arbeit, von der ich alleine leben kann und was für die Rente zurücklegen.

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    -Mister Spock

  • In einem ersten Schritt suchst du dir eine Stelle, die dich interessieren könnte.

    Dann informierst du dich im Internet weiter über das Aufgabengebiet.

    Schließlich bewirbst du dich einfach bei der ausschreibenden Behörde.

    In der Bewerbung - dafür gibt's ja Unterstützung vom Arbeitsvermittler oder Fallmanager - schreibst du dann, warum du dich für diese Aufgabe interessierst.

    Im Vorstellungsgespräch führst du dann nicht resigniert aus, was du alles nicht kannst, sondern dass du dich darauf freust, dies und das lernen und anwenden zu können.

    Versuch macht kluch :thumbup: