Bürgergeld: Arbeit lohnt sich – ARD hat nachrechnen lassen

Arbeiten lohnt sich - immer. Das haben wissenschaftliche Berechnungen nun gezeigt.

Bürgergeld: Arbeit lohnt sich – ARD hat nachrechnen lassen
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Das Bürgergeld wird zum 1. Januar 2024 hinsichtlich des Regelsatzes angehoben, nicht unerheblich, wie es auf den ersten Blick scheint. Lohnt es sich da überhaupt noch zu arbeiten? Diese Frage ist von vielen konservativen Kritikern des Bürgergeldes in den Raum geworfen worden und auch sofort verneint worden. Insbesondere zum gesetzlichen Mindestlohn sind Parallelen gezogen worden. Nun hat das WSI-Institut auf Veranlassung des ARD Magazins „Monitor“ nachgerechnet. Die Zahlen belegen einwandfrei: Arbeit lohnt sich!

Bürgergeld Erhöhung 2024

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Die ARD Magazin Monitor hat nachrechnen lassen: Arbeiten lohnt sich!

Das Bürgergeld wird zum 1. Januar 2024 um gut 12 Prozent erhöht. Der bisherige Eckregelsatz von 502 Euro wird um 61 Euro auf 563 Euro angehoben. Diese Ankündigung des Bundesarbeitsministers Heil und der darauffolgende Beschluss der Bundesregierung hat – wie erwartet und in der Vergangenheit immer so geschehen – Neider und Kritiker auf den Plan gerufen. Ihre Behauptung: Für diejenigen, die im Niedriglohnsektor oder zum Mindestlohn arbeiten, lohne sich die berufliche Tätigkeit nicht, da das Bürgergeld so hoch sei und sie auch ohne Arbeit das gleiche Geld auf dem Konto hätten. Diese Behauptungen kamen insbesondere aus den Reihen der CDU, etwa von ihrem Vorsitzenden Friedrich Merz oder vom Fraktionsvizevorsitzenden und ehemaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Beide sitzen auf der Oppositionsbank im Deutschen Bundestag.

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Neue Zahlen belegen: 532 Euro mehr durch Arbeit als durch Bürgergeld

Durchschnittlich 532 Euro mehr als Bürgergeld Bezieher haben Alleinstehende mit Mindestlohn.

Das hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hat für das ARD-Magazin Monitor ausgerechnet und die Zahl 532 Euro als Ergebnis präsentiert. Sie bezieht sich auf das Haushaltseinkommen von Erwerbstätigen mit Mindestlohn auch nach der kommenden Bürgergeld-Erhöhung im Januar 2024. Das Arbeitseinkommen ist damit deutlich höher als das Bürgergeld.

Familien mit Kindern haben mit Mindestlohn auch mehr als mit Bürgergeld

Bei Familien mit drei Kindern und einem Mindestlohneinkommen beträgt das Mehr an Geld zwischen 446 und 788 Euro. Diese Spanne erklärt sich aus der Abhängigkeit vom Alter der Kinder.

Bei einer Familie bestehend aus einer alleinerziehende Person mit einem Kind zwischen 14 und 17 Jahren beträgt der Unterschied 764 Euro.

Der Grund für das Plus an Geld durch Arbeit gründet sich nicht zuletzt darauf, dass auch Arbeitnehmer, die nur im unteren Lohnsegment verdienen, einen Anspruch auf zusätzliche Leistungen wie Wohngeld oder Kinderzuschlag haben. Ihr Freibetrag ist bei ihrem Erwerbseinkommen zudem größer.

Wie wurde vom WSI gerechnet?

Laut Bericht der ARD Tagesschau vom 21.09.2023 (https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/buergergeld-mindestlohn-100.html) hat das WSI acht unterschiedlich zusammengesetzte Arten von Haushalten als Berechnungsgrundlage herangezogen. Es wurden also Haushalte verglichen, in denen ein Verdiener in Vollzeit zum Mindestlohn arbeitet, mit solchen Haushalten, die Bürgergeld beziehen und in denen kein Haushaltsmitglied arbeitet. Hinsichtlich der Wohnungskosten wurde der Deutschland-Durchschnitt berücksichtigt.

Dabei wurde festgestellt, so die Wissenschaftliche Direktorin Bettina Kohlrausch am WSI, dass in allen denkbaren Konstellationen mehr Geld zur Verfügung steht, wenn man arbeitet. Der Abstand sei teils sogar sehr deutlich.

Gründe für die Bürgergeld Erhöhung 2024

Die Erhöhung des Bürgergeldes folgt gesetzlichen Vorgaben und Automatismen. Grundlage ist in erster Linie der Anstieg der Verbraucherpreise, also die Entwicklung der Inflation. In Deutschland ist diese gegenwärtig sehr hoch.

Mit dem neuen Bürgergeld ist auch beschlossen worden, dass der Preisanstieg schneller in das Bürgergeld einfließen soll als das zu den Hartz IV Zeiten der Fall war. Die Union hatte diesem Gesetz zugestimmt.

Die Erhöhung des Bürgergeldes ist somit nicht ungewöhnlich hoch, sie folgt nur der Entwicklung der Preise. Orientiert wird sich beim Bürgergeld immer am Existenzminimum. Auch der Abstand zum Mindestlohn ist gewahrt, wie obige Berechnung zeigt.

Zur weiteren Information: Bürgergeld Regelsatz 2024