Frankreich ist gerade quasi von einer Bettwanzen Pandemie, einer regelrechten Plage betroffen. Die Regierung diskutiert über die Bekämpfung der kleinen Schädlinge.Es macht sich großer Unmut breit, unter den Bürgern, aber auch im Parlament sorgen die kleinen Insekten für Aufruhr. Für diese Woche hat die Regierung ein Krisentreffen einberufen.
Bettwanzen sind nur zwei bis drei Millimeter groß – aber in Frankreich sind sie gegenwärtig ein Riesenthema. Die kleinen Schädlinge haben Kinos, Züge und die Pariser Métro befallen. Aber auch in Wohnungen machen sie sich breit. Die Bürger reagieren gelassen, oft verärgert, manchmal alarmiert.
Bedrohen die Bettwanzen auch Deutschland? Kann die Plage von Frankreich nach Deutschland übergreifen?
Wie wird man sie wieder los? Oft bleibt nur der Kammerjäger. Doch der ist nicht gerade billig? Was, wenn man auf Bürgergeld angewiesen ist oder nur über ein bescheidenes Einkommen verfügt? Zahlt das Jobcenter den Kammerjäger, der die Wanzen beseitigt?
Die Antworten auf diese Fragen finden Sie im nachfolgenden Artikel.
Was sind Bettwanzen?
Bettwanzen sind nicht harmlos. Es ist eine professionelle Bekämpfung notwendig. Die kostet Geld. Im Bereich des Bürgergeldes muss das Jobcenter die Kosten des Kammerjägers übernehmen!
Das Insekt auf dem Foto ist keine Bettwanze!
Die Bettwanze, auch Hauswanze, ist eine Wanze aus der Familie der Plattwanzen. Diese sind darauf spezialisiert, in den Schlafplätzen von endothermen Lebewesen – vor allem Menschen – zu leben und sich von deren Blut zu ernähren. Bettwanzen sind Zivilisationsfolger und gelten als klassische Parasiten. Quell: Wikipedia
Kommt Bettwanzen-Plage von Frankreich nach Deutschland?
In Frankreich gibt es derzeit eine Bettwanzen Plage. Das ist gegenwärtig den Medien insbesondere auch der Tagesschau zu entnehmen.
Die Frage lautet: Können die Bettwanzen von Frankreich nach Deutschland kommen?
Bettwanzen galten in Deutschland als nahezu ausgerottet, schreibt das Umweltbundesamt auf seiner Webseite. Allerdings breiten sich die Schädlinge aufgrund des weltweiten Tourismus und Handel auch wieder in Deutschland aus. Frankreich ist das direkte Nachbarland von Deutschland. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass Bettwanzen den Weg von Frankreich nach Deutschland finden.
Kann man Bettwanzen selbst bekämpfen?
Die Erfolgsaussichten, Bettwanzen in Eingenregie zu bekämpfen, sind nicht gut. Experten des Umweltbundesamtes sagen, dass in aller Regel ein professioneller Schädlingsbekämpfer engagiert werden müsse. Wirksam und zuverlässig vernichtet kann man Bettwanzen nur durch Hitze. Kammerjäger versiegeln den befallenen Bereich und erhöhen die Raumtemperatur auf 50 bis 60 Grad. Nach 24 bis 48 Stunden sind die Tiere dann abgetötet. Das gilt auch für die Wanzen-Eier.
In dem Fall, das lediglich einzelne Gegenstände befallen sind, kann man diese auch mit einem Insektizid behandeln. Alternativ kann man Kleider und Kissen in Plastiktüten packen und für drei Tage in der Tiefkühltruhe lagern. Einzelne hitzeunempfindliche Gegenstände können ebenfalls verpackt mindestens eine Stunde im Ofen oder in der Sauna bei mindestens 55 Grad behandelt werden.
Wie kann man einem Wanzen-Befall vorbeugen?
Man kann dem Bettwanzen-Befall vorbeugen. Ziel ist es, dass die Bettwanzen in die eigene Wohnung gelangen. Auf Reisen sollte daher das Zimmer vor der Übernachtung (insbesondere das Bett und die Matratze) nach den Tieren und ihren Spuren abgesucht werden. Man kann auch an Rändern von Wandverkleidungen und Steckdosen oder auf Lampen und Nachttischen nach Kotspuren (schwarz) suchen.
Seine eigenen Gepäckstücke sollte man immer verschlossen und in größtmöglicher Entfernung zum Bett aufbewahren.
Trägt der Vermieter die Kosten für den Kammerjäger?
In der Regel muss der Mieter die Kosten für die Schädlingsbekämpfung, also den Einsatz des Kammerjägers, selbst bezahlen. Ausnahme: er kann nachweisen kann, dass der Befall schon bei Einzug vorgelegen hat oder dass der Vermieter auf andere Art und Weise für den Befall verantwortlich ist.
Damit kommen wir zur nächsten Frage:
Zahlt das Jobcenter die Kosten der Wanzen-Bekämpfung?
Bezieht der Mieter Bürgergeld und ist der Vermieter nicht für die Schädlingsbekämpfung zuständig (s.o.), so stellt sich die Frage, ob man eine Übernahme der Kosten für den Kammerjäger beim Jobcenter beantragen kann.
Die klare Antwort lautet: Ja, das Jobcenter muss die Kosten für die Schädlingsbekämpfung, für die Bekämpfung der Bettwanzen übernehmen. Diese Kosten zählen zu den Kosten der Unterkunft, den Wohnungskosten. Hierzu gibt es auch bereits Gerichtsentscheidungen. So hat beispielsweise das Sozialgericht Reutlingen unter dem Aktenzeichen S 4 AS 2464/19 E entschieden.
Da Sozialgericht argumentierte wie folgt: Bereits das Bundessozialgericht (BSG) habe entschieden, dass das Jobcenter auch Kosten für Schönheitsreparaturen übernehmen muss. Kosten für Schädlingsbekämpfung müsse es dann erst recht zahlen. Es gehe bei der Übernahme der Kosten der Schädlingsbekämpfung um die Sicherung eines menschenwürdigen Wohnens.
Da eine professionelle Beseitigung des Ungeziefers laut Bundesumweltamt notwendig sei, müsse das Jobcenter zahlen. Bettwanzenbefall sei nicht hinnehmbar, denn er gehe einher mit einer psychische Belastung, mit sozialer Isolierung und nicht zuletzt mit der Gefahr von Weiterverbreitung der Bettwanzen. Damit liege die Ungezieferbekämpfung auch im öffentlichen Interesse.
Unser Redaktionsmitglied Dirk van der Temme (Jahrgang 1973) hat in Düsseldorf Diplom-Sozialarbeit studiert und erfolgreich abgeschlossen. Schon als Schüler hat er sich sozial engagiert und die Liebe zu den Menschen beibehalten. Er hat die Entwicklung der Sozialhilfe, die Hartz Gesetze und die Einführung des Bürgergeldes mit großem Interesse verfolgt. Seine Beiträge in unserem Magazin zeigen, dass er weiß, worüber er schreibt.