Immer wieder kommt die Frage auf, ob sich angesichts des Bürgergeldes Arbeiten in Deutschland überhaupt noch lohnen würde. Von vielen Seiten, insbesondere der rechten Opposition, wird die Frage mit „nein“ beantwortet. Wer Bürgergeld beziehe, der hätte wenig Anreize, überhaupt noch arbeiten zu wollen und einen Job zu suchen. So ähnlich sieht es offenbar auch die IHK Magdeburg. Sie sagt, in die Arbeitswelt zu wechseln, sei für Menschen ohne Job nicht attraktiv genug.
Im Umkehrschluss heißt das wohl, dass Bürgergeld die attraktivere Möglichkeit sei, sein Leben zu gestalten und zu sichern.
Wir sind anderer Meinung!
Bürgergeld und Mindestlohn: Abstand muss gewahrt bleiben
In einem Rundfunkinterview sagte der Vizepräsident der IHK Magdeburg, die Differenz zwischen staatlichen Leistungen – sprich: dem Bürgergeld – und den Verdienstaussichten im Niedriglohn-Bereich sei eine Missachtung der Arbeitenden. Es müssten deshalb Wege gefunden werden, Erwerbsfähige zur Arbeit zu überzeugen.
Richtig ist, dass ein Abstand zwischen Mindestlohn und Bürgergeld gewahrt bleiben muss. Es ist aber sicher der falsche Weg, die Schrauben beim Bürgergeld anzusetzen. Der Mindestlohn muss angehoben werden, und zwar auf mindestens 14 Euro pro Stunde. Dies fordern auch führende Sozialverbände.
Eine Arbeitspflicht, eine Streichung oder drastische Kürzung des Bürgergeldes, wie von Seiten der CDU teilweise und von Bayerns stellvertretendem Ministerpräsident gefordert, halten wir für nicht richtig. Auch, dass aus Sicht der IHK Magdeburg aktuell vor allem die Nicht-Arbeit belohnt werden, sehen wir nicht.
Bürgergeld lohnt sich im Vergleich zur Arbeit nicht
Die obige Aussage muss umgekehrt werden. Nach Aussage der Bundesagentur für Arbeit hat sich nicht bewahrheitet, dass sich angesichts des Bürgergeldes Arbeit nicht mehr lohne. Es gibt keine Handlungsabläufe, die dies Belegen. Menschen lassen ihre Arbeit nicht im Stich, um vom Bürgergeld zu leben.
Menschen ohne Berufsausbildung haben es schwer auf dem Arbeitsmarkt
Oft gibt es zwar freie Stellen, aber Bürgergeld Bezieher ohne ausreichende Qualifikation sind nur schwer zu vermitteln. Deshalb ist der Weg der Jobcenter, Weiterbildung und Ausbildung anzubieten, richtig. Den absoluten Vermittlungsvorrang gibt es nicht mehr beim Bürgergeld. Das war beim Vorgänger Hartz IV anders. Weiterbildung wird belohnt. Das schafft Anreize, an einer nachhaltigen Vermittlung in Arbeit zu arbeiten. Stichwort: Weiterbildungsgeld und Bürgergeld Bonus.
Hartmut Dreier ist ein Vollblutjournalist mit sozialem Herz. Er engagiert sich seit Jahren in unserem Online-Magazin. Er hat Kommunikationswissenschaft und Journalismus studiert. Gebürtig stammt er aus Bayern, arbeitete in Berlin und Frankfurt a. M. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie gut recherchiert und für die Menschen geschrieben sind.