AfD plant radikale Einschnitte beim Arbeitslosengeld: Was bedeutet das für Millionen Deutsche?

Die AfD sorgt mit radikalen Vorschlägen zur Reform des Arbeitslosengeldes für Aufsehen, die Millionen Deutsche betreffen und das Sozialsystem grundlegend verändern könnten.

AfD plant radikale Einschnitte beim Arbeitslosengeld
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Die Alternative für Deutschland (AfD) sorgt mit ihren jüngsten Vorschlägen zur Reform des Arbeitslosengeldes für Aufsehen. Die Partei plant drastische Kürzungen und Verschärfungen, die Millionen von Arbeitslosen in Deutschland betreffen könnten.

Die geplanten Änderungen im Detail

Verschärfte Bezugsbedingungen

Die AfD möchte die Bedingungen für den Bezug von Arbeitslosengeld erheblich verschärfen. Nach ihren Plänen soll der Anspruch auf Arbeitslosengeld erst nach drei vollen Beitragsjahren eintreten, im Gegensatz zu den derzeit geltenden zwölf Monaten. Dies würde bedeuten, dass Arbeitnehmer dreimal so lange in die Arbeitslosenversicherung einzahlen müssten, bevor sie Anspruch auf Leistungen hätten.

Drastische Verkürzung der Bezugsdauer

Neben den verschärften Bedingungen plant die AfD auch eine signifikante Verkürzung der Bezugsdauer. Laut dem Wahlprogramm der Partei soll die initiale Bezugsdauer auf sechs Monate beschränkt werden. Erst für je zwei weitere Beitragsjahre würde sich der Anspruch um einen Monat erhöhen. Dies steht in starkem Kontrast zum aktuellen System, bei dem bereits nach zwei Jahren Beschäftigung ein Anspruch auf ein volles Jahr Arbeitslosengeld besteht.

Besondere Härten für ältere Arbeitnehmer

Besonders hart würden die geplanten Änderungen ältere Arbeitnehmer treffen. Während nach geltendem Recht über 50-Jährige bis zu zwei Jahre Arbeitslosengeld beziehen können, wenn sie in der Zeit davor vier Jahre sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren, würde sich dies unter den AfD-Plänen drastisch ändern. Ein Arbeitsloser müsste nach den neuen Regeln 39 Jahre lang beschäftigt gewesen sein, um zwei Jahre Arbeitslosengeld beziehen zu können.

Die Begründung der AfD

“Aktivierende Grundsicherung”

Die AfD-Vorsitzende Alice Weidel bezeichnet die geplanten Änderungen als Teil eines Gesamtkonzepts der “aktivierenden Grundsicherung”. In einem Interview mit RTL und ntv erklärte sie: “Die Dauer der Auszahlung des Arbeitslosengeldes sollte sich an die Arbeitszeit koppeln”. Die Partei argumentiert, dass diese Maßnahmen dazu dienen sollen, Arbeitslose schneller wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Kein Druck auf Arbeitslose?

Interessanterweise behauptet Weidel, dass diese Änderungen “keinen Druck auf Arbeitslose” ausüben würden. Diese Aussage steht jedoch im Widerspruch zu den tatsächlichen Auswirkungen der geplanten Maßnahmen, die zweifellos den finanziellen Druck auf Arbeitslose erhöhen würden.

Auswirkungen auf ausländische Arbeitnehmer

Einschränkungen beim Bürgergeld

Die AfD plant auch erhebliche Einschränkungen für ausländische Arbeitnehmer beim Bezug von Bürgergeld. Nach ihren Vorstellungen soll der Bezug von Bürgergeld für Ausländer generell erschwert und auf ein einziges Jahr beschränkt werden. Dies würde unabhängig davon gelten, wie lange die betroffenen Personen in die Sozialversicherung oder Steuerkasse eingezahlt haben.

Widersprüchliche Aussagen

Interessanterweise widerspricht sich Weidel in ihren Aussagen zu diesem Thema. Während das Wahlprogramm eine klare Begrenzung des Bürgergeld-Bezugs auf ein Jahr für ausländische Staatsangehörige vorsieht, behauptet Weidel im Interview, dass jeder, der in die Sozialkassen eingezahlt habe, auch Anspruch auf Sozialleistungen habe, unabhängig von der Staatsangehörigkeit.

Mögliche Konsequenzen der geplanten Änderungen

Schnellerer Übergang zum Bürgergeld

Eine direkte Folge der geplanten Kürzungen wäre, dass neue Arbeitslose mindestens doppelt so schnell wie heute ins Bürgergeld rutschen würden. Das Bürgergeld liegt deutlich unter dem Arbeitslosengeld und würde somit zu einer erheblichen finanziellen Belastung für viele Betroffene führen.

Potenzielle soziale Spannungen

Die drastischen Einschnitte könnten zu verstärkten sozialen Spannungen führen. Insbesondere die Benachteiligung ausländischer Arbeitnehmer und die harten Einschnitte für ältere Arbeitslose bergen das Potenzial für gesellschaftliche Konflikte.

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Maßnahmen auf den Arbeitsmarkt auswirken würden. Während die AfD argumentiert, dass sie zu einer schnelleren Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt führen würden, könnten sie auch den Druck auf Arbeitnehmer erhöhen, prekäre Arbeitsverhältnisse anzunehmen.

Kritische Betrachtung der AfD-Pläne

Widersprüche im Wahlprogramm

Die Pläne der AfD weisen einige Widersprüche auf. Während einerseits drastische Kürzungen bei Sozialleistungen geplant sind, will die Partei andererseits Steuern wie die Vermögensteuer, Erbschaftsteuer, Grundsteuer und den Solidaritätszuschlag abschaffen. Es bleibt unklar, wie diese Steuersenkungen bei gleichzeitigen Leistungskürzungen finanziert werden sollen.

Fragen der sozialen Gerechtigkeit

Die geplanten Maßnahmen werfen ernsthafte Fragen zur sozialen Gerechtigkeit auf. Insbesondere die harten Einschnitte für ältere Arbeitnehmer und ausländische Beschäftigte könnten als diskriminierend angesehen werden und zu einer Verschärfung sozialer Ungleichheiten führen.

Fazit

Die von der AfD geplanten Änderungen beim Arbeitslosengeld und Bürgergeld stellen einen radikalen Bruch mit dem bestehenden System der sozialen Sicherung in Deutschland dar. Während die Partei argumentiert, dass diese Maßnahmen zu einer “aktivierenden Grundsicherung” führen würden, bleiben viele Fragen offen. Die potenziellen Auswirkungen auf Millionen von Arbeitnehmern, insbesondere ältere und ausländische Beschäftigte, sind erheblich und könnten zu tiefgreifenden Veränderungen in der deutschen Gesellschaft führen. Es bleibt abzuwarten, wie andere politische Parteien und die Öffentlichkeit auf diese Vorschläge reagieren werden und ob sie tatsächlich Eingang in die deutsche Gesetzgebung finden könnten.