In den letzten zehn Jahren sollte das Bildungs- und Teilhabepaket sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen Türen öffnen – zu Bildung, Sport und Kultur. Doch hat das ambitionierte Vorhaben seine Ziele erreicht? Aktuelle Studien und Analysen weisen auf erhebliche Missstände und eine geringe Effektivität dieses Sozialprogramms hin. Wie effektiv ist das Bildungs- und Teilhabepaket heute wirklich und wie könnte es reformiert werden? Mit diesen Fragen setzen wir uns in unserem folgenden Artikel auseinander, legen Fakten dar und beleuchten die kritischen Stimmen zum aktuellen Zustand des Pakets sowie die daraus resultierenden Forderungen für die Zukunft.
Zehn Jahre Bildungs- und Teilhabepaket: Eine Bilanz
Das Bildungs- und Teilhabepaket wurde vor einem Jahrzehnt eingeführt, um benachteiligten Kindern und Jugendlichen mehr gesellschaftliche Teilhabe sowie Zugang zu Bildungs-, Kreativ- und Sportangeboten zu ermöglichen. Trotz vieler Reformbemühungen war es bisher nicht möglich, dieses Ziel zu erreichen. Eine Studie der Forschungsstelle des Paritätischen Gesamtverbands hat nun gezeigt, dass die finanzielle Unterstützung von bis zu 15 Euro pro Monat, die Kindern aus Bürgergeld-Familien zur Verfügung steht, um beispielsweise Vereinsaktivitäten zu finanzieren, nur selten tatsächlich bei den Kindern ankommt. Im Bundesdurchschnitt erhalten lediglich 18 Prozent der Kinder im Alter von sechs bis unter 15 Jahren diese Leistung.
Bildungs- und Teilhabepaket: Gut gemeint, aber unerreichbar?
Das Bildungs- und Teilhabepaket ist so geschickt verpackt und verschnürt, dass es kaum jemand öffnen kann. Seit mehr als einem Jahrzehnt verfehlt es sein Ziel, Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien die Teilnahme an Sport, Bildung oder Kultur zu ermöglichen. Dies liegt nicht nur daran, dass 15 Euro im Monat nicht ausreichen, sondern auch aufgrund von bürokratischen Hürden und fehlenden Angeboten vor Ort”, erklärt Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes.
Studie offenbart: Effektivität des Bildungs- und Teilhabepakets gering
Die Paritätische Forschungsstelle hat bereits zum vierten Mal eine Analyse zur Nutzung des Bildungs- und Teilhabepakets veröffentlicht. In verschiedenen Studien wurde jedes Mal festgestellt, dass die Leistungen die meisten Berechtigten kaum erreichen. Selbst die jüngste Reform durch das Starke-Familien-Gesetz von 2019 brachte keine signifikanten Verbesserungen. Zudem gibt es starke regionale Unterschiede. Die lokale Umsetzung spielt eine entscheidende Rolle bei der Inanspruchnahme, wie die Forschungsstelle herausgefunden hat.
Paritätischer Gesamtverband: Kritik und Forderungen zum Bildungs- und Teilhabepaket
Der Paritätische erklärt das Bildungs- und Teilhabepaket als gescheitert. Ulrich Schneider fordert umfassende Änderungen: “Geld hilft immer noch gegen Armut, unabhhängig vom Alter der Empfänger.” Der Paritätische schlägt vor, diese Leistungen in den Regelsatz zu integrieren, anstatt Bildungskarten zu verwenden. Zudem fordert der Hauptgeschäftsführer des Wohlfahrtsverbandes die zügige Einführung der im Koalitionsvertrag versprochenen Kindergrundsicherung zur Bekämpfung von Armut, inklusive ausreichender Finanzierung im Bundeshaushalt.
Hartmut Dreier ist ein Vollblutjournalist mit sozialem Herz. Er engagiert sich seit Jahren in unserem Online-Magazin. Er hat Kommunikationswissenschaft und Journalismus studiert. Gebürtig stammt er aus Bayern, arbeitete in Berlin und Frankfurt a. M. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie gut recherchiert und für die Menschen geschrieben sind.