Soziale Ungleichheit und Lebenserwartung: Neue RKI-Studie
Aktuelle Forschungsergebnisse bestätigen erneut: Wohnort beeinflusst Lebenserwartung. Menschen in sozial benachteiligten Gebieten haben eine kürzere Lebensdauer als Bewohner wohlhabender Regionen. Diese Erkenntnisse stammen aus einer neuen Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI), veröffentlicht in “The Lancet Public Health”.
Kernpunkte:
- Deutlicher Zusammenhang zwischen sozialem Status und Lebenserwartung
- Wissenschaftliche Bestätigung früherer Studien
- Detaillierte Analyse der Unterschiede zwischen armen und reichen Regionen
Diese Forschung unterstreicht die Bedeutung sozialer Faktoren für die Gesundheit und Langlebigkeit der Bevölkerung.
Arme Menschen sterben früher
Studien belegen: Arme Menschen haben eine geringere Lebenserwartung als reiche Bürger.
Arm Gegend, früheres Sterben, reiche Gegend, späteres Sterben, dies ist der Trend, der schon immer bestand und der sich in den vergangenen Jahren verschärft fortgesetzt hat.
Generell ist nach der Studie des RKI die Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten zwar gestiegen, nicht jedoch bei Menschen aus armen Wohngegenden. Dort blieb die Lebenserwartung gleich bzw. sie stieg im Vergleich langsamer.
Wie groß ist der Unterschied zwischen arm und reich bei der Lebenserwartung
Im Jahr 2023 betrug der Unterschied bei der Lebenserwartung bei Frauen 1,1 Jahre, im Jahr 2019 waren es 1,8 Jahre, im Jahr 2021 lag er bei 2,2 Jahren.
Bei Männern lag der Unterschied im Jahr 2003 3 Jahre, im Jahr 2019 3,1 Jahre, im Jahr 2021 3,5 Jahre.
Warum ist der Unterschied bei der Lebenserwartung größer geworden?
Für die Forschenden ist die Ursache der unterschiedlichen Sterblichkeit hauptsächlich auf die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zurückzuführen. Lungenkrebs steht besonders im Fokus. Warum gerade Lungenkrebs? Der Unterschied hier ergibt sich direkt aus dem unterschiedlichen Rauchverhalten der Menschen. Menschen mit einem hohem und mittlerem Sozialstatus haben weniger und weniger geraucht. Bei Menschen mit niedrigem Sozialstatus hat sich das Rauchverhalten hingegen nicht geändert.
Mit dem Fortschritt der Medizin sterben zwar immer weniger Bürger an den Krankheiten, doch die Sterblichkeit bei Menschen aus armen Gegenden lang weniger stark als bei den Menschen aus den reichen Gebieten.
Auch Armut zeigte sich als besonderer Corona-Risikofaktor.
Woraus stützt sich die Studie?
Die Daten, die die Forscher verwendeten, stammt vom Statistischen Bundesamt. Außerdem stützt sich die Studie auf Daten, die regionale soziowirtschaftliche Benachteiligung erfassten.
Armut stärker bekämpfen
Unsere Meinung: Die Studie zeigt wieder einmal mehr, dass Armut stärker bekämpft werden muss. Das Bürgergeld und auch die Kindergrundsicherung sind Werkzeuge, die sich hierzu anbieten. Es geht nicht an, hier noch weiter zu kürzen. Im Gegenteil: die Regelsätz müssen menschenwürdig ausgestaltet werden, wie insbesondere der Paritätische Wohlfahrtsverband aufgezeigt hat.