Mehr Sanktionen und Anreize beim Bürgergeld notwendig – was kommen soll

Die Zahl der erfolgreichen Arbeitsaufnahmen aus dem Bürgergeld heraus ist zurückgegangen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie. Mehr Sanktionen und bessere Hinzuverdienstmöglichkeiten notwendig? Lesen Sie hier die Einzelheiten.

Neue Studie: mehr Sanktionen aber auch mehr Arbeitsanreize beim Bürgergeld notwendig

Ist das Bürgergeld zu bequem, um die Mühen einer neuen Arbeit in Kauf zu nehmen, bietet es zu wenig Anreize für einen neuen Job? Nunmehr gibt es eine neue Studie hierzu. Nach dieser werden bis zu 30.000 Arbeitsstellen jährlich nicht angenommen.  Also „faule“ Bürgergeld Bezieher? Und „back to“ Hartz IV?

Wir werfen in unserem Beitrag einen Blick auf die neue Studie, die auch bereits von der Süddeutschen Zeitung und dem Spiegel besprochen worden ist.

Stimmt der Mythos vom „faulen“ Bürgergeld-Bezieher?

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Bildquelle: Canva

Eine neue Studie zeigt: die Arbeitsaufnahme aus dem System Bürgergeld heraus muss verbessert werden.

Es geht wahrscheinlich nicht tatsächlich um Faulheit, sondern um Motivation und Anreize für Bürgergeld Bezieher, aus dem System auszusteigen und einen neuen Job anzutreten.

Sind daran vielleicht nicht ausreichende Sanktionsmöglichkeiten Schuld und der hohe Bürgergeld Regelsatz, der an die Inflation angepasst worden ist. Oder die hohen Freibeträge beim Einkommen oder die Karenzzeit bei den Wohnkosten im ersten Jahr des Bürgergeld-Bezugs? All das macht das Leben im Grundsicherungs-System einfacher, vielleicht sogar bequem?

Studie  vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

Der Wissenschaftler Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat eine Studie präsentiert, nach der die oben genannten „Bequemlichkeits-Effekte“ dazu führen, dass ca. 30.000 Jobangebote von Bürgergeld-Beziehern nicht angenommen worden sind. Zu Hartz IV Zeiten wären sie aber sehr wohl angenommen worden.

Die Studie befasst sich mit der Frage, wie sich die Arbeitsannahme aus dem Bürgergeld-Bezug heraus im Vergleich zu den Zeiten vor Einführung des Bürgergeldes darstellt.

Keine Kündigungen um Bürgergeld zu erhalten

Nach den jüngsten statistischen Zahlen ist es aber nicht so, dass Arbeitnehmer im Niedriglohnbereich vermehrt kündigen, um Bürgergeld erhalten zu können, etwa aus dem Grund, dass die finanzielle Distanz nicht so groß ist und sich das Arbeiten nicht mehr lohnt.

Keine vermehrte Arbeitsaufnahme

Das Gegenteil ist aber auch nicht der Fall, nämlich dass Bürgergeld-Bezieher rasch eine Arbeit aufnehmen, um aus dem Bürgergeld-Bezug herauszukommen. Das war allerdings vor dem Bürgergeld auch schon so. Doch nach der vorliegenden Studie sieht es so aus, dass die Einführung des Bürgergeldes und die Reform des SGB II, insbesondere der hohe Inflationsausgleich dafür verantwortlich sind, dass sich die Arbeitsaufnahme von Bürgergeldempfängern um sechs Prozent vermindert hat.

Was ist nun zu tun?

Der Autor der Studie, Herr Weber, hält die Intention des Bürgergeldes, die Qualifizierung von Erwerbslosen für den Arbeitsmarkt, nach wie vor richtig ist. Dennoch müsse man  „ mehr Arbeitsaufnahmen und eine hohe Qualität von Jobs zusammenbringen.“

Go back to Hartz IV keine Alternative

Die härteren Sanktionsregelungen in den Hartz IV Zeiten hätten dazu geführt, so Herr Weber, dass Arbeitslose für sie unpassende Arbeitsstellen annahmen, die sie dann auch wieder schnell verloren haben.

Außerdem hätte Hartz IV den Niedriglohnsektor belebt, da Menschen quasi dort hinein gedrängt worden sind, um Sanktionen zu vermeiden.

Vorschlag des Studienautors

Der Autor der Studie ist dafür, die Sanktionen, die bei Ablehnung einer zumutbaren Arbeit verhängt werden können und  die gegenwärtig lediglich in 10 Prozent Schritten eingesetzt werden können, wieder auf 30 Prozent des Regelsatzes hinaufzusetzen.  

Außerdem schlägt er vor, die Zuverdienstgrenzen zu verbessern. Wer arbeitet, müsse mehr vom Zuverdienst behalten dürfen. Dieser positive Anreiz würde helfen, die Arbeitsaufnahme anzukurbeln.  

Auch eine  individuelle Betreuung und Qualifizierung mit Hilfe der Jobcenter sei notwendig und wichtig.

Quelle

Bürgergeld-Studie