Deutschland prescht vor. Die Digitalisierung schreitet rasch voran. Man sieht es z.B. am Deutschlandticket. Dieses bekommt man ab 2024 nur noch online und digital. Doch jeder sollte am digitalen Leben teilhaben können, auch Bezieher von Sozialhilfe und Bürgergeld. Denn aktuelle Studien zeigen altbekanntes: Arme Menschen haben ein hohes Risiko digital benachteiligt zu werden.
Bürgergeld Regelsatz zu niedrig
Im Bürgergeld Regelsatz sind Gelder für die digitale Teilhabe enthalten. So sind 44,88 Euro für eine alleinstehende Person für Post und Telekommunikation vorgesehen. Das beinhaltet davon Telefon und Internet bezahlt werden müssen, aber auch Briefporto. Zudem gibt es kein Extra-Geld für Telefon, Handy, Tablet oder PC. All das muss vom Regelsatz angeschafft werden.
Wir fragen: welcher Bürgergeld Bezieher schafft das?
Arme Menschen digital benachteiligt
Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat in einer Untersuchung festgestellt, dass das Risiko, nicht am digitalen Leben teilhaben zu können, bei von Armut betroffenen und bedrohten Menschen 100 Prozent höher ist also im Vergleich zum Durchschnittsbürger.
Das Problem: ohne Internet und Hardware gibt es keine Information, ist auch eine Integration in den Arbeitsmarkt nur bedingt möglich. Beispiel Bewerbung: Heutzutage werden die offenen Stellen online ausgeschrieben und man muss sich online bewerben.
Nach der Studie sind etwas mehr als ein Drittel der von Armut betroffenen Menschen von digitaler Benachteiligung bedroht. Ca. 20 Prozent haben nach eigenen Angaben keinen Internetzugang in der eigenen Wohnung.
Digital, Computer und Internet sind ein Muss
Wir sehen die Notwendigkeit von Digitalisierung auch im Umgang mit dem Jobcenter. Die Bundesagentur für Arbeit wirbt damit, den Bürgergeld Antrag online zu stellen und den Gang zum Jobcenter zu sparen.
Aber auch mit anderen Behörden, mit Ärzten, Banken und Versicherungen wird überwiegend digital in Kontakt getreten und es erfolgt ein digitaler Austausch.
Forderung: digitale Teilhabe für alle
Vor dem Hintergrund der neue Untersuchungen fordert der Paritätische Wohlfahrtsverband in Einigkeit mit anderen Verbänden und Bereichen der Politik einen Internetzugang für jeden. Im Bereich von Bürgergeld und Sozialhilfe erscheint das nur mit gesonderter staatlicher Förderung möglich. Ansonsten klafft die Schere zwischen Arm und reich n och weiter auseinander.
Beispielrechnung digitales Leben zu Hause
Was ist für eine digitale Teilhabe zu Hause notwendig. Wir rechnen zusammen, basierend auf Durchschnittswerten:
- Mobiltelefon oder Handy in der unteren Preiskategorie: 100 Euro
- Internetanschluss: 50 Euro
- PC, Tablet oder Notebook: 400 Euro
Ohne die Summe zu nennen ist sofort erkenntlich: die 44,80 Euro im Regelsatz für Post und Telekommunikation sind nicht ausreichend, um Bürgergeld oder Sozialhilfe Bezieher oder Menschen mit geringem Einkommen eine digitale Teilhabe zu ermöglichen.