Nunmehr hat Bundesfamilienministerin Paus den 10. Familienbericht der Bundesregierung dem Bundeskabinett vorgelegt. Er wird anschließend an den Bundestag weitergeleitet. Herausstechendes Ergebnis: jede fünfte Familie in Deutschland ist alleinerziehend bzw. getrennterziehend.
Was der Familienbericht der Bundesregierung sonst noch beinhaltet und warum er erstellt wurde, erklären wir in unserem Beitrag.
Familienbericht wird jede zweite Legislaturperiode erstellt
Der 10. Familienbericht der Bundesregierung, der Anfang 2025 vorliegt, zeigt: jede 5. Familie ist alleinerziehend oder getrennterziehend. Er gibt Handlungsempfehlungen!
Die Bundesregierung ist verpflichtet, zumindest alle zwei Legislaturperioden, also Amts- bzw. Wahlperioden, einen Familienbericht zu erstellen und ihn dem Bundestag vorzulegen.
Nunmehr liegt der Zehnte Familienbericht vor. Er geht insbesondere auf die Lebenslagen Allein- und Getrennterziehender ein.
Eltern in jede fünften Familie getrennt
20 Prozent der Familien in Deutschland besteht aus alleinerziehenden oder getrennterziehenden Eltern. Die Eltern leben also nicht mehr zusammen. Jede fünfte Familie, das sind etwa 1,7 Millionen Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren. Den Großteil der Alleinerziehenden stellen Mütter. Sie machen etwa gut 80 Prozent aller alleinerziehenden Elternteile aus. Der Anteil der alleinerziehenden Väter wächst aber. 2023 lag er bei 18 Prozent.
Alleinerziehende Mütter von Armut bedroht
Der Familienbericht zeigt (leider): alleinerziehende Mütter sind sehr oft von Armut bedroht bzw. betroffen, und das, obgleich sie überwiegend einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Folglich sind viele Alleinerziehende auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen. Kinder betreuen geht oft nur mit einer Reduzierung der Erwerbstätigkeit. Dadurch steigen aber die finanziellen Risiken, das Armutsrisiko. Bei alleinerziehenden Müttern ist das Armutsrisiko ca. drei Mal höher als das von Müttern in Paarbeziehungen.
Kindergeld, Kinderzuschlag: so werden Alleinerziehende vom Staat unterstützt
Laut Aussage von Bundesfamilienministerin Lisa Paus im Zusammenhang mit dem Familienbericht habe die gegenwärtige Bundesregierung die finanziellen Leistungen für Familien massiv ausgeweitet, wie kaum eine andere Bundesregierung zuvor.
Kindergeld
So habe es beispielsweise die größte Kindergelderhöhung seit 1996 gegeben. Hiervon hätten insbesondere auch Alleinerziehende profitiert. Das Kindergeld sei auch im Januar 2025 noch einmal erhöht worden um 5 Euro auf 255 Euro pro Kind und Monat.
Kinderzuschlag
Auch der Kinderzuschlag helfe Alleinerziehende und Familien mit kleinen Einkommen. Er wurde in den zurückliegenden Jahren um über 90 Euro erhöht und beträgt im Jahr 2025 maximal 297 Euro pro Monat und Kind.
Paus sagte, eine gezielte Unterstützung für Alleinerziehende sei notwendig, auch durch eine Steuergutschrift.
Kinderbetreuung
Aus dem zehnten Familienbericht sei auch zu entnehmen, so die Bundesfamilienministerin, dass insbesondere Alleinerziehende auf eine verlässliche Kinderbetreuung angewiesen sind, um finanziell eigenständig zu sein. Nur wer sich auf Kitas verlassen könne, könne arbeiten gehen.
Paus hob in diesem Zusammenhang hervor, dass Investitionen in die Kindertagesbetreuung notwendig seien. Deshalb gebe es das Kita-Qualitätsgesetz. So würden vom die Länder 2025 und 2026 mit insgesamt vier Milliarden Euro unterstützt. Es sollen so eine hochwertige Betreuung und Fachkräfte sichergestellt werden.
Vier Ziele bei Alleinerziehende für den Staat – und Handlungsempfehlungen.
Prof. Michaela Kreyenfeld, die Vorsitzende der Familienberichtskommission, erklärte, dass die Vielfalt von Familie nach Trennung und Scheidung hat zugenommen habe. Die meisten Eltern würden Erziehungs-, Betreuungs- und Sorgeverantwortung übernehmen.
Recht, Politik müssten reagieren, um die Familien zu unterstützen. Der Familienbericht helfe hierbei.
Die Familienberichtskommission hat vier Ziele formuliert und Handlungsempfehlungen gegeben. Diese sind:
- Die Förderung der ökonomischen Eigenständigkeit von Müttern und Vätern. – Es soll das Elterngeld reformiert werden und die Kita-Betreuung erweitert werden. Außerdem soll die Sorge der Eltern um die Kinder im Arbeitsrecht mehr berücksichtigt werden.
- Die Stärkung der gemeinsamen Elternverantwortung. – Das Familienrecht sollte die Vielfalt des sich verändernden Familienlebens abbilden. Alle Betreuungsmodelle sollten gleichberechtigt sein.
- Die Berücksichtigung von Vulnerabilitäten. – Das Sozialrecht sollte vereinfacht werden. Außerdem sollten zusätzliche Kosten, die durch Umgang und Mitbetreuung entstehen, wenn Kinder in zwei Haushalten aufwachsen, durch einen pauschalierten Mehrbedarf ausgeglichen werden.
- Die Anerkennung sowie Förderung der Vielfalt von Familienformen. – Statistik und Evaluation sollten fortgeführt werden.
Was ist der Familienbericht?
Mindestens in jeder zweiten Wahlperiode muss die Bundesregierung dem Bundestag einen Bericht über die Lage der Familien in Deutschland mit einer Stellungnahme der Bundesregierung vorlegen. Mit der Erstellung des Zehnten Familienberichts wurde Anfang 2023 begonnen. Es wurde eine unabhängige Sachverständigenkommission beauftragt. Diese hat viele Daten ausgewertet, etwa Zu den Mikrozensus oder die Zeitverwendungsstudien. Wichtige sozialwissenschaftliche Befragungsdaten wurden auch aus folgenden Daten entnommen: entnommen: Deutsches Jugendinstitut „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (AID:A), das Sozio-oekonomische Panel (SOEP), das Familiendemografische Panel (FreDA), sowie die DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS).
Quelle
Sabine Martholt hat Recht und Journalismus studiert und fundierte Kenntnisse im Bereich des Sozialrechts und des Rentenrechts. Beide Rechtsgebiete sind gleichzeitig ihr Hobby, wie sie gern verrät. Bereits vor ihrem ersten Volontariat bei einer Zeitung hat sie sich dem Schreiben gewidmet. Die Entwicklung des Sozialrechts in Deutschland hat sie mit großer Aufmerksamkeit, manchmal aber auch mit Kopfschütteln verfolgt – wie sie selbst sagt. Sie schreibt seit vielen Jahren für unser Online-Magazin. Gute Recherche und die eigene Meinung – beides ist ihr wichtig.