Der gesetzliche Mindestlohn steht grundsätzlich jedem Arbeitnehmer zu, folglich auch schwerbehinderten Menschen, die in einem Arbeitsverhältnis stehen. Was aber gilt für Beschäftigte, die in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) arbeiten? Haben auch sie Anspruch auf den Mindestlohn? Falls nein: Worauf haben sie Anspruch, wie werden sie bezahlt?
Diese und weitere Fragen besprechen und beantworten wir in nachfolgendem Beitrag.
Wie hoch ist das Gehalt / der Lohn in einer Werkstatt (WfbM)
Muss in einer Werkstatt für schwerbehinderte Menschen der gesetzliche Mindestlohn gezahlt werden?
Wenn man als behinderter Mensch in einer Werkstatt (WfbM) beschäfigt ist, fragt man sich natürlich, wie viel Geld man verdient.
Eine Tätigkeit in einer WfbM ist kein Arbeitsverhältnis, sondern ein arbeitnehmerähnliches Beschäftigungsverhältnis. Der Grund: eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) ist kein gewöhnliches Unternehmen, sondern eine Einrichtung zur Teilhabe am Arbeitsleben.
In einer WfbM arbeiten Menschen mit Beeinträchtigung, die auf dem allgemeine Arbeitsmarkt wegen Art oder Schwere ihrer Behinderung keinen Zugang haben. Die Tätigkeit in der WfbM bereitet auf den allgemeinen oder ersten Arbeitsmarkt vor.
Kein Mindestlohn für Beschäftigte in einer Werkstatt für behinderte Menschen
Aus diesem Grund bekommen Beschäftigte in einer WfbM Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben und keine Arbeitsentgelt. Sie haben weniger Pflichten als Arbeitnehmer.
Das es sich nicht um Arbeitsentgelt, also um Lohn handelt, sondern um Leistungen zur Teilhalbe, erhalten die WfbM-Beschäftigten auch keinen gesetzlichen Mindestlohn.
Sie bekommen ein Werkstatt-Entgelt als Teilhabe-Leistung. Darüber hinaus erhalten sie zusätzlich eine Rente wegen voller Erwerbsminderung oder / und Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung bzw. Sozialhilfe. Renten- und Krankenkassenbeiträge werden selbstverständlich auch bezahlt.
Es gibt auch ein Urteil des Landesarbeitsgerichts Schleswig Holstein, dass feststellt, dass WfbM-Beschäftigte keinen Anspruch auf Mindestlohn haben: siehe hier.
Welches weitere Geld erhalten Beschäftigte einer Werkstatt (WfbM)?
Menschen, die in einer WfbM arbeiten erhalten bekommen nicht nur das Werkstatt-Geld, sondern weitere Zahlungen.
Wie setzt sich das Werkstatt-Entgelt zusammen?
Menschen, die im Arbeitsbereich der WfbM arbeiten, erhalten das Werkstatt-Entgelt. Es ist in § 221 Abs. 2 SGB IX geregelt und setzt sich zusammen aus einem Grundbetrag und einem Steigerungsbetrag.
Zusätzlich wird in vielen Fällen ein Arbeitsförderungsgeld gezahlt.
Grundbetrag
Der Grundbetrag beträgt 2025 monatlich 133 Euro.
Der Grundbetrag hat die gleiche Höhe wie das im Berufsbildungsbereich gem. § 125 SGB III gezahlte Ausbildungsgeld. Das Ausbildungsgeld zahlt die Bundesagentur für Arbeit. Der Grundbetrag hingegen wird von der Werkstatt gezahlt.
Steigerungsbetrag
Der Steigerungsbetrag des Werkstatt-Entgelts ist von WfbM zu WfbM unterschiedlich geregelt. Die Werkstatt setzt selbständig die Höhe fest und stellt dabei auf individuelle Leistungen ab, etwa die Arbeitsmenge, die Schwierigkeit der ausgeübten Tätigkeit, das Arbeitsengagement oder die Zuverlässigkeit.
Arbeitsförderungsgeld (AFöG)
Das Arbeitsförderungsgeld erhalten Beschäftigte im Arbeitsbereich. Die Höhe beträgt 2025 52 Euro monatlich. Rechtsgrundlage der Zahlung ist § 59 SGB IX.
Weitere Zahlungen neben dem Werkstatt-Entgelt
Das Werkstatt-Entgelt dient nicht in erster Linie der Deckung des Lebensunterhalts, anders als etwa ein Arbeitslohn. Der Lebensunterhalt decken Beschäftigte in einer WfbM in erster Linie aus eine Rente wegen voller Erwerbsminderung oder aus Leistungen der Grundsicherung. Nur zu einem geringen Teil wird das Werkstatt-Entgelt auf die Grundsicherungsleistung angerechnet.
Quelle
Eigene Recherche
Unser Redaktionsmitglied Dirk van der Temme (Jahrgang 1973) hat in Düsseldorf Diplom-Sozialarbeit studiert und erfolgreich abgeschlossen. Schon als Schüler hat er sich sozial engagiert und die Liebe zu den Menschen beibehalten. Er hat die Entwicklung der Sozialhilfe, die Hartz Gesetze und die Einführung des Bürgergeldes mit großem Interesse verfolgt. Seine Beiträge in unserem Magazin zeigen, dass er weiß, worüber er schreibt.