Am 3. April 2023 ist das Deutschlandticket, auch 49-Euro-Ticket genannt, an den Verkaufsstart gegangen. Fahren kann man allerdings erst ab dem 1. Mai. Bund und Länder hatten sich darauf geeinigt, jeweils zur Hälfte die Kosten für das D-Ticket zu übernehmen.
Die Einführung des 49-Euro-Tickets soll die umweltfreundliche Mobilität fördern. Doch gerade sozial schwache Menschen können sich das Ticket nicht leisten. Die Gründe dafür sind vielfältig. Hinzu kommen noch andere Probleme, die Geringverdiener, Bürgergeldbezieher und Aufstocker den Zugang zum Erhalt des Tickets erschweren.
Die Kritik der Sozialverbände ist groß
Das verbilligte Monatsticket sollte für alle Menschen zugänglich sein. Für Bedürftige ist es aber deutlich zu teuer. Zahlreiche Sozialverbände kritisieren, dass sich sozial schwache Menschen das Ticket nicht leisten können. Das Unverständnis ist groß, denn für zukünftige Bürgergeldbezieher könnte das Ticket eine Chance aus der sozialen Armut bedeuten. Mobilität ist heute für den Arbeitsmarkt ein wichtiger Aspekt. Einige Verbände fordern deshalb einen reduzierten Tarif für Bedürftige. Zudem gibt es weitere Kritikpunkte. Unabhängig von den finanziellen Voraussetzungen ist der Kauf des Tickets am Bahnschalter nicht möglich. Wer das Ticket erwerben will, benötigt ein Bankkonto und einen digitalen Zugang. Der Kauf des Tickets ist ferner nur innerhalb eines Abonnements möglich. Menschen mit geringen Einkünften können ihre monatlichen Ausgaben nur schwer kalkulieren, da unverhoffte Kosten oft ein Loch in die Kasse reißen. Sie sind somit überhaupt nicht in der Lage im Voraus zu planen und laufen Gefahr durch das Abo in eine weitere finanzielle Notlage zu geraten. Sozialverbände bemängeln generell den Abo-Verkauf und find auch ein monatlich kündbares Abo für Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten inakzeptabel.
Der Ticketpreis deckt sich nicht mit dem Bürgergeld Budget
Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass Politiker die Regelbedarfssätze kennen, die sie selbst eingeführt haben. Allerdings scheint in Bezug auf das 49-Euro-Ticket etwas schiefgelaufen zu sein. Das innerhalb des Arbeitslosengeldes II angerechnete monatliche Budget deckt sich nämlich nicht mit dem Ticketpreis. Auch das Budget innerhalb des neuen Bürgergeldes liegt unter dem Ticketpreis. Bis zum 1. Januar 2023 werden im Hartz-IV-Regelsatz für eine Person knapp 40 Euro für den Kostenpunkt Verkehr berücksichtigt. Mit der Einführung des Bürgergeldes steigt dieser Regelsatz auf 45 Euro pro Monat an. Trotzdem liegt er immer noch vier Euro unter dem Ticketpreis. Selbst vier Euro sind für bedürftige Menschen viel Geld. Hinzu kommt noch, dass auch das neue Bürgergeld bei Weitem nicht die steigenden Lebenshaltungskosten und Energiepreise auffängt. Somit werden sich künftige Bürgergeldbezieher das Ticket nicht leisten können.
Der Erhalt des Tickets wird erschwert
Die Gründe für den Erhalt sozialer Leistungen sind vielfältig. Nicht selten verbergen sich dahinter traurige Geschichten und oftmals geraten Menschen von heute auf morgen in eine Notlage. Wer arm ist, wird meist auch sozial ausgegrenzt, weil der digitale Zugang fehlt oder selbst ein Bankkonto nicht vorhanden ist. Beide Aspekte bilden aber die Grundlage für den Erhalt des sogenannten Deutschlandtickets. Es ist an keinem Schalter erhältlich und kann auch nicht in der Bahn oder im Bus gekauft werden. Die genauen Details zum Kauf und zur Nutzung stehen zwar noch nicht fest, aber es wird sich in jedem Fall um ein digitales Ticket handeln. Wer kein digitales Gerät besitzt, wird das Ticket nicht nutzen können. Ein Papierticket soll nur eine vorübergehende Übergangslösung darstellen. Dauerhaft wird das Ticket nur innerhalb eines Abos und über eine App verkauft.
Die ersten Kommunen und Städte reagieren
Die Kritik der Sozialverbände ist nicht überall auf taube Ohren gestoßen. Zahlreiche Sozialbehörden haben das Problem erkannt und wollen in absehbarer Zeit Lösungen präsentieren. In Hamburg will man Bedürftigen finanziell unter die Arme greifen und dauerhaft einen Rabatt von 23 Euro pro Ticket anbieten. Das Ticket kann somit zum Preis von 26 Euro pro Monat erworben werden. In einigen anderen Städten setzt man auf alternative Lösungen und sucht nach regionalen Möglichkeiten. Demnach soll der Ticketpreis auf die individuellen Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt werden. So will man insbesondere für den Nahverkehr Tickets präsentieren, die sich am 9-Euro-Ticket orientieren. Damit kann man zwar nicht mehr deutschlandweit reisen, aber in Bezug auf regionale Jobangebote wäre es eine lukrative Lösung. Auch die Bundesländer und Kreisverwaltungen möchten Bedürftige bei der Mobilität entlasten. Sie planen eigene Tickets, die unabhängig vom Deutschlandticket sind und innerhalb eines Bundeslandes oder einer Region gelten sollen. Ferner möchten auch die Verkehrsbetriebe ihren Beitrag leisten und bieten am Schalter günstige Tickets für einmalige Fahrten an.
Die Lösungsansätze sind gut und wichtig. Trotzdem muss es weitere Schritte geben, damit der Zugang zum Ticket auch für sozial schwache Personen problemlos möglich ist. . Auch sollte der Kauf am Schalter oder direkt beim Busfahrer möglich sein.