Rentenexperten debattieren aktuell über eine mögliche Erhöhung des Renteneintrittsalters. Während die schrittweise Anhebung auf 67 Jahre bereits gesetzlich verankert ist, fordern viele Wirtschaftsexperten eine weitere Erhöhung auf 69 Jahre. Der Hauptgrund dafür ist die gestiegene Lebenserwartung. Eine Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung wird als mögliche Lösung diskutiert. Ziel ist es, das Rentensystem angesichts des demografischen Wandels langfristig zu stabilisieren. Die Debatte bleibt kontrovers, da eine Erhöhung des Rentenalters weitreichende soziale und wirtschaftliche Folgen hätte
Lebenserwartung steigt – Rentenalter auch?
Sogenannte Rentenexperten schlagen eine Anhebung des Rentenalters vor, also des Alters, ab dem eine Altersrente bezogen werden kann. Ist das sinnvoll?
Der Rentenexperte der Partei „Die Linke“, M.W. Birkwald, hat sich in die Debatte um die Erhöhung des Renteneintrittsalters eingeschaltet. Er erklärt, dass viele Menschen das Rentenalter überhaupt nicht mehr erleben werden, wenn die Renteneintrittsgrenze angehoben werden würde.
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hatte kürzlich vorgeschlagen, das Renteneintrittsalter an die steigende Lebenserwartung zu binden. Das wird von der Linkspartei abgelehnt.
Was sind die Gegenvorschläge zur gesetzlichen Erhöhung des Renteneintrittsalters?
Die Partei „Die Linke“ wendet sich also gegen eine gesetzliche Erhöhung des Rentenalters. Sie vertritt die Meinung, dass kein gesetzlicher Zwang zu einer längeren Lebensarbeitszeit geschaffen werden sollte, sondern, dass Anreize geschaffen werden sollten, damit Menschen freiwillig länger als 67 Jahre arbeiten.
Was sagen andere Parteien?
Die anderen politischen Parteien haben das Thema Erhöhung des Rentenalters gegenwärtig nicht auf ihrer Agenda. Es ist ein nicht gerade beliebtes Thema. In dieser Legislaturperiode ist auch nicht mit einer Gesetzesinitiative zur Erhöhung des Rentenalters zu rechnen.
Lebenserwartung steigt, doch viele Menschen sterben vor dem Rentenalter
Es ist Fakt, dass die Menschen in den zurückliegenden Jahrzehnten immer älter werden. Das liegt an der veränderten Lebensweise, den besseren Lebensbedingungen und der besseren medizinischen Versorgung. Dennoch: ein nicht unwesentlicher Teil der Bevölkerung stirbt bereit vor dem Renteneintrittsalter. Ca. 19 Prozent der Menschen sterben vor dem 69. Lebensjahr, ca. 18 Prozent versterben, bevor sie das 67. Lebensjahr erreicht haben.
Würde das Renteneintrittsalter also noch weiter erhöht, würden noch mehr Menschen keine Rentenansprüche ehr haben. Sie hätten also ihr Leben lang gearbeitet, in die Rentenkasse eingezahlt – vollkommen umsonst. Nicht ganz umsonst, wenn man die Gesamtheit des Staates sieht und das Rentensystem als gesamtgesellschaftliches System. Jeder leistet seinen Beitrag für die Gesamtheit.
Reiche Menschen haben eine statistisch höhere Lebenserwartung als Arme
Hinsichtlich der Lebenserwartung besteht auch das Problem der sozialen Unausgewogenheit. Das bedeutet im Klartext, dass arme Menschen durchschnittlich kürzer leben als reichere Menschen. Das ist statistisch nachgewiesen.
Würde man nun das Renteneintrittsalter noch weiter anheben, so würde dies überwiegend zu Lasten der ärmeren Bevölkerungsgruppen gehen, denn ihre Lebenserwartung ist niedriger. Sie hätten weniger Chancen als die reicheren Menschen das Rentenalter zu erreichen.
Körperlich arbeitende Menschen ebenfalls benachteiligt
Menschen, die in Berufen arbeiten, die einen großen körperlichen Einsatz erfordern, wie etwa Bauarbeiter, Altenpfleger, Krankenpfleger und viele andere, können zudem im fortgeschrittenen Alter ihre anstrengenden Tätigkeiten nicht mehr ausüben.
Unbegrenzter Hinzuverdienst seit Januar 2023
Der Rentenpolitische Sprecher der Linkspartei sieht es als richtigen Schritt an, dass Altersrentner seit Anfang 2023 unbegrenzt hinzuverdienen können. Nun müssten auch Arbeitgeber nachziehen und attraktive Angebote hinsichtlich der Arbeitskonditionen für die Rentner machen, die gewillt sind, weiter beruflich tätig zu sein.