Rente mit 69 und Ehegattensplitting-Reform: Arbeitsmarkt-Boost für Deutschland?

Steuerreform: Ehegattensplitting-Abschaffung im Fokus. Alternativen wie Individualbesteuerung oder Familiensplitting fördern Geschlechtergerechtigkeit, steigern Erwerbsbeteiligung und beleben den Arbeitsmarkt.

Rente mit 69 und Ende des Ehegattensplittings
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Rentenalter und Ehegattensplitting: Mögliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Die Debatte um höheres Rentenalter und Abschaffung des Ehegattensplittings intensiviert sich. Beide Reformen könnten den Arbeitsmarkt stark beeinflussen:

  • Späterer Renteneintritt könnte Fachkräftemangel lindern
  • Längere Erwerbstätigkeit belastet möglicherweise ältere Arbeitnehmer
  • Ende des Ehegattensplittings könnte Anreize für Vollzeitarbeit schaffen
  • Steuerklassenreform fördert eventuell höhere Frauenerwerbsquote

Experten erwarten Auswirkungen auf Beschäftigungsstruktur und Arbeitsmarktbeteiligung verschiedener Gruppen. Konkrete Folgen bleiben abzuwarten, da Umsetzung und Zeitrahmen noch unklar sind.

Höheres Renteneintrittsalter: Mehr Arbeitskräfte?

Die Anhebung des Rentenalters auf 69 Jahre wird als eine Lösung zur Stabilisierung der Rentenversicherung betrachtet. Die steigende Lebenserwartung und die damit verbundene längere Rentenbezugsdauer belasten das System zunehmend. Laut einer Studie des Ifo-Instituts könnte diese Maßnahme einen Gewinn von 473.000 Vollzeitjobs bedeuten[6][8]. Dies liegt daran, dass Arbeitnehmer länger im Erwerbsleben verbleiben und somit den Arbeitsmarkt nicht so schnell verlassen. Kritiker argumentieren jedoch, dass dies die Belastung für ältere Arbeitnehmer erhöhen und gesundheitliche Probleme verschärfen könnte.

Abschaffung des Ehegattensplittings: Ein Anreiz für mehr Erwerbstätigkeit?

Das Ehegattensplitting, das verheirateten Paaren steuerliche Vorteile bietet, steht ebenfalls zur Debatte. Die Abschaffung dieser Regelung könnte dazu führen, dass insbesondere Frauen stärker in den Arbeitsmarkt integriert werden. Derzeit profitieren viele Paare von der gemeinsamen Veranlagung, was oft dazu führt, dass ein Partner, meist die Frau, weniger arbeitet oder ganz aus dem Berufsleben ausscheidet[7]. Die Abschaffung könnte somit einen Anreiz schaffen, die Erwerbstätigkeit zu erhöhen und die geschlechtsspezifische Kluft im Arbeitsmarkt zu verringern.

Welche Alternativen gibt es zu Ehegattensplitting, um Arbeitsmarktlösungen zu fördern

Es gibt mehrere Alternativen zum Ehegattensplitting, die darauf abzielen, die Erwerbsbeteiligung, insbesondere von Frauen, zu fördern und somit den Arbeitsmarkt zu stärken. Hier sind einige der wichtigsten Alternativen und ihre potenziellen Auswirkungen:

Individualbesteuerung

Die Individualbesteuerung ist eine der am häufigsten diskutierten Alternativen zum Ehegattensplitting. In diesem Modell wird jeder Partner individuell besteuert, unabhängig vom Einkommen des anderen Partners. Länder wie Schweden, die Niederlande und Österreich haben dieses System bereits implementiert. Die Vorteile der Individualbesteuerung liegen in der Förderung der Erwerbstätigkeit von Frauen, da sie nicht mehr durch die Steuerlast des Partners benachteiligt werden. Dies könnte zu einer Erhöhung der Erwerbsbeteiligung und damit zu einem Anstieg der Arbeitskräfte führen[3][4][6].

Familiensplitting

Das Familiensplitting ist ein weiteres Modell, das in Betracht gezogen wird. Es berücksichtigt die gesamte Familie bei der Steuerberechnung, indem das Einkommen durch die Anzahl der Familienmitglieder geteilt wird. Dieses Modell könnte gerechter sein, da es die finanzielle Belastung auf alle Familienmitglieder verteilt. Allerdings ist es komplexer in der Umsetzung und könnte nicht die gleichen Anreize für die Erwerbstätigkeit bieten wie die Individualbesteuerung[1][6].

Partnerschaftstarif

Ein Partnerschaftstarif könnte ebenfalls eine Alternative darstellen. Hierbei würden beide Partner individuell besteuert, jedoch mit der Möglichkeit, bestimmte Freibeträge oder Abzüge zu übertragen. Dieses Modell könnte die finanzielle Belastung für Familien reduzieren und gleichzeitig die Anreize für die Erwerbstätigkeit von Zweitverdienern erhöhen. Es wird als Kompromiss zwischen dem bestehenden Ehegattensplitting und der reinen Individualbesteuerung angesehen[6].

Ehezusatzfreibetrag

Ein weiterer Vorschlag ist der Ehezusatzfreibetrag, bei dem ein Freibetrag gewährt wird, dessen Höhe mit steigendem Einkommen des Zweitverdieners sinkt. Dies könnte die Erwerbsanreize für Zweitverdiener erhöhen, jedoch nicht so stark wie die Individualbesteuerung. Der Effekt auf die Beschäftigung könnte daher begrenzt sein[4].

Flankierende Maßnahmen

Neben der Reform der Besteuerungssysteme sind flankierende Maßnahmen entscheidend, um die Erwerbsbeteiligung zu fördern. Dazu gehören der Ausbau der Kinderbetreuung und die Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Diese Maßnahmen sind essenziell, um die strukturellen Barrieren zu überwinden, die Frauen daran hindern, in den Arbeitsmarkt einzutreten oder ihre Arbeitsstunden zu erhöhen[2][4].

Insgesamt bieten diese Alternativen unterschiedliche Ansätze, um die Erwerbsbeteiligung zu steigern und den Arbeitsmarkt zu stärken. Die Wahl der geeigneten Lösung hängt von den spezifischen politischen und sozialen Zielen ab, die erreicht werden sollen.

Potenzielle Herausforderungen und Chancen

Die vorgeschlagenen Reformen könnten den Arbeitsmarkt beleben, indem sie mehr Menschen zur Erwerbstätigkeit motivieren. Jedoch sind auch Herausforderungen zu erwarten. Die Erhöhung des Rentenalters könnte die Arbeitslosigkeit unter älteren Arbeitnehmern erhöhen, wenn keine entsprechenden Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Zudem könnte die Abschaffung des Ehegattensplittings finanzielle Belastungen für Familien mit sich bringen, die bisher von den steuerlichen Vorteilen profitierten.

Fazit: Ein Balanceakt zwischen Reform und Realität

Die vorgeschlagenen Maßnahmen bieten sowohl Chancen als auch Risiken für den deutschen Arbeitsmarkt. Während das Ziel, mehr Menschen in Arbeit zu bringen, positiv erscheint, müssen die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen sorgfältig abgewogen werden. Eine umfassende Reform sollte daher nicht nur die finanzielle Stabilität des Rentensystems und die Förderung der Erwerbstätigkeit im Blick haben, sondern auch die sozialen Implikationen für die betroffenen Bevölkerungsgruppen berücksichtigen. Nur so kann eine nachhaltige und gerechte Lösung gefunden werden.