Kritik am Kulturpass
Ein attraktives Angebot in Höhe von 200 Euro für Bücher, Kinobesuche oder Konzerttickets lässt viele aufhorchen. Doch trotzdem gibt es Kritiker, die den Kulturpass vehement ablehnen. Warum der Widerstand gegen dieses Programm so stark ist, soll im Folgenden erläutert werden.
Kulturpass für 18 Jährige
Am 14. Juni wurde der Startschuss für den Kulturpass für junge Erwachsene gegeben. Diese Initiative gewährt allen, die in diesem Jahr das 18. Lebensjahr vollendet haben oder noch werden, eine Förderung von 200 Euro seitens des Bundes. Das Budget kann für lokale Kultur-Angebote wie Konzerte, Kino-, Museums- und Theaterbesuche oder den Erwerb von Büchern und Platten genutzt werden. Mit diesem Pilotprojekt möchte die Regierung etwa 750.000 junge Menschen erreichen, die aufgrund der Corona-Pandemie während der letzten zwei Jahre keine Live-Kultur erleben konnten. Ziel ist es, die Kulturszene wieder stärker in den Fokus zu rücken und jungen Erwachsenen ein unvergessliches kulturelles Erlebnis zu ermöglichen.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth betont:
Wir wollen den Weg in die Kultur öffnen und junge Menschen für die Vielfalt der Kultur in unserem Land begeistern.
Claudia Roth, Kulturstaatsministerin
Doch an der Umsetzung gibt es scharfe Kritik.
Landesschülervertretung ist für altersunabhängige Angebote
In Rheinland-Pfalz hat die Landesschüler*innenvertretung (LSV RLP) ernsthafte Bedenken bezüglich der Gerechtigkeit und der Sinnhaftigkeit des Kulturpasses geäußert. Pascal Groothuis, der Landesschüler*innenvertreter von Rheinland-Pfalz, betonte in einem Interview mit dem ZDF, dass es von großer Bedeutung sei, junge Menschen nach der Corona-Pandemie für die Kultur zu begeistern und zu motivieren. Die LSV RLP ist daher der festen Überzeugung, dass der Kulturpass kritisch hinterfragt werden muss, um sicherzustellen, dass er seinen Zweck erfüllt und gerecht verteilt wird.
Groothuis kritisiert die Tatsache, dass der Kulturpass für junge Erwachsene oft nur für kurze Zeit verfügbar ist. Dies sei aus seiner Sicht inakzeptabel und ungerecht. Die LSV RLP schließt sich dieser Meinung an und fordert daher ein zielgerichteteres und gerechteres Angebot für die Zielgruppe.
Dagegen begrüßt der Deutscher Kulturrat den Kulturpass
Der Deutsche Kulturrat dagegen begrüßt gegenüber dem ZDF das Angebot. “Der Kulturpass für 18-Jährige in Deutschland ist eine sehr gute Idee. Er ist die Chance, gerade auch Kultur fernerstehenden Jugendlichen den Einstieg in die kulturelle Welt zu erleichtern”, außert sich Geschäftsführer Olaf Zimmermann vor dem ZDF.
Zimmermann gibt zu, dass der Etat der Bundesregierung von 100 Millionen Euro, um allen 750.000 Geburtstagskindern ein Kulturguthaben von 200 Euro zur Verfügung zu stellen, knapp bemessen ist. Trotzdem sieht er in dem Projekt einen bedeutenden Anfang. Der Deutsche Kulturrat begrüßt die Einführung des Kulturpasses ausdrücklich und betont dessen Wichtigkeit.
Technische Probleme bei der Umsetzung
Neben der grundlegenden Frage nach der Relevanz des Kulturpass-Angebots, befeuerten technische Schwierigkeiten die kontroverse Debatte. Zahlreiche User*innen auf Twitter machten sich über Ausfälle und Probleme innerhalb der Registrierungs-App lustig. Auch auf der offiziellen Webseite des Kulturpasses wurden Einschränkungen bei der App-Funktionalität sowie Anleitungen zur Überwindung von sogenannten “Timeout-Fehlern” veröffentlicht. (Stand: 21. Juni 2023)
Online Personalausweis für die Registrierung
Kritik gab es auch am Registrierungsprozess. Hierfür wird ein Personalausweis mit Onlinefunktion benötigt. Doch diesen hat nicht jeden. Ansonsten scheint die Anmeldung unproblematisch zu sein.
Der Personalausweis mit Onlinefunktion ist ein amtlicher Ausweis mit einem integrierten Chip und zusätzlichen elektronischen Funktionen. Er ermöglicht es dem Inhaber, sich online zu identifizieren und verschiedene Online-Dienste sicher zu nutzen. Der Chip enthält persönliche Daten und ein digitales Zertifikat zur Bestätigung der Identität. Mit dem eID-Chip kann man sich online authentifizieren, Behördenanträge einreichen, Verträge digital unterzeichnen und Online-Banking nutzen. Die Nutzung des Personalausweises mit Onlinefunktion ist freiwillig, aber es gibt Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Sicherheit. Dennoch bietet er eine praktische Möglichkeit, die Identität online nachzuweisen und Dienste bequem von zu Hause aus zu nutzen.
Unser Redaktionsmitglied Dirk van der Temme (Jahrgang 1973) hat in Düsseldorf Diplom-Sozialarbeit studiert und erfolgreich abgeschlossen. Schon als Schüler hat er sich sozial engagiert und die Liebe zu den Menschen beibehalten. Er hat die Entwicklung der Sozialhilfe, die Hartz Gesetze und die Einführung des Bürgergeldes mit großem Interesse verfolgt. Seine Beiträge in unserem Magazin zeigen, dass er weiß, worüber er schreibt.